Das Land sieht sich einer mächtigen Bedrohung gegenüber, aber die Führung realisiert diese nicht. Nur ein Mann erkennt, dass der Untergang droht, erhebt sich und stellt sich dem bösartigen Gegner, er begibt sich ins Herz der Gefahr – allein und auf sich gestellt –, erhält aber auf wunderbare Weise Hilfe und überwindet schließlich die Bedrohung. Er befreit das Land und gewinnt nebenbei noch das Herz einer schönen Frau. Kommt Ihnen das bekannt vor?
Vermutlich ja, wenn Sie in letzter Zeit einmal im Kino waren. Dies ist ein Strickmuster vieler populärer Spielfilme. Es reicht aber weit über die Anfänge des Kinos zurück – wohl bis in die Zeit, als die Menschen begannen, sich Geschichten zu erzählen. Wir finden dasselbe Erzählmuster schon in den antiken Sagen und Mythen, ja selbst in den Märchen und Mythologien traditioneller Völker, die unter Steinzeitbedingungen lebten. Und auch in Werbe- und Zeitungstexten von heute. Die Regisseurin Doris Dörrie bezeichnete es in einem Dramaturgieworkshop für Journalisten und Journalistinnen als Droge. Leser und Zuschauerinnen verlangten danach. Selbst wenn man ihm, wie Dörrie, nicht immer folgen will, lohnt es zu wissen, was uns Menschen kulturübergreifend so sehr daran fasziniert. Carl Gustav Jung, der Begründer der analytischen Psychologie, war einer der Ersten, die das untersucht haben. Er bezeichnete dieses Geschichtenmuster als Archetyp des Heldenmythos.
Die Muster des Erlebens
Die Archetypen bilden das theoretische Fundament der jungschen Psychologie, sie machen deren Besonderheit gegenüber allen anderen psychotherapeutischen Schulen aus, sie waren – neben persönlichen Angelegenheiten – der ganz wesentliche Grund für die…
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