Eine Berührung braucht nicht viele Worte

Eine liebe Berührung eines Freundes verstehen wir auch ohne Worte. Denn auch Berührungen scheinen eine Art Sprache zu sein, wie diese Studie zeigt.

Wenn der Partner uns zärtlich über den Arm streicht, verstehen wir das. Darin drückt sich Zuneigung oder Trost aus, und es braucht nicht immer Worte. Doch verstehen auch einander Unbekannte diese Art von Berührung? Dieser Frage ging ein schwedisches Forscherteam in mehreren Experimenten nach. Ihr Fazit: Offenbar ist Berührung eine eigenständige Sprache und wird zumindest innerhalb einer Kultur auch unter Fremden verstanden.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rekrutierten Paare sowie Versuchspersonen, die sich nicht kannten. Die Paare nahmen vor Ort getrennt oder gemeinsam an den Experimenten teil. Die Frauen und Männer saßen in dem Versuch nah beieinander, zwischen ihnen war ein Vorhang angebracht, damit sie sich nicht sehen konnten. Eine Person berührte die andere am Arm.

Der Sender oder die Senderin wurde gebeten, Botschaften wie Liebe, Glück oder Traurigkeit zu vermitteln, indem er oder sie die andere Person am Arm berührte. Diese hatte eine Computermaus und klickte auf einem Monitor jeweils die Botschaft an, die sie verstanden hatte. Die Aussagen, die Unbekannte übermittelten, wurden zum Teil sogar noch besser erkannt als jene, die Partner und Partnerinnen sich sendeten.

Die richtige Berührungsstrategie mit den passenden physischen Elementen zu wählen ist also entscheidend für eine effektive Kommunikation – und weniger ein enges Verhältnis zwischen den Beteiligten.

Quelle

Sarah McIntyre u.a.: The language of social touch is intuitive and quantifiable. Psychological Science, 2022. DOI: 10.1177/09567976211059801

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 2/2023: Du manipulierst mich nicht
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