Deniz Kayadelen erzählt:
„Mit 11 Jahren bin ich zusammen mit meiner Mutter nach Istanbul gezogen. Ich mochte das Meer und nahm bald an Schwimmwettkämpfen teil.
Mit 21 durfte ich dann bei den türkischen Meisterschaften im Freiwasserschwimmen starten. Doch da geschah es: Das Wasser hatte 18 Grad – sehr wenig, wenn man schon eine Stunde darin schwimmt. Ich sah, wie viele andere abbrachen. Aber ich dachte: Ich muss die zehn Kilometer schaffen. Und wurde im Krankenhaus wach.
Nach diesem Unfall versetzte mich schon Kaltduschen in Todesangst: Ich spürte einen Druck auf dem Herzen, mir wurde schwindelig. Für zehn Jahre legte ich das Thema Schwimmen im Kalten ad acta.
„Ich bin mehr als meine Angst.“
Bis ich mit einem Kumpel meines Cousins ins Gespräch kam. Ich erzählte ihm von meinem früheren Lebenstraum, den Ärmelkanal zu durchqueren. Er war sofort begeistert und schlug eine Staffelteilnahme vor. Mich aber überkam beim bloßen Gedanken an das kalte Wasser sofort wieder Angst. Andererseits glaube ich fest daran, dass uns das Universum im richtigen Moment sendet, was wir brauchen. Ich war doch mehr als meine Angst! So sagte ich zu.
Ich begann, Bücher zu lesen über Atemübungen und Kälte und suchte Gleichgesinnte, mit denen ich Eisbaden übte. Erst nur wenige Sekunden, dann länger. Ich merkte: Solange ich Augenkontakt zu anderen halte, fühle ich mich sicher. Im Ernstfall könnte mich die andere Person ja retten. So haben der Kumpel und ich tatsächlich den Ärmelkanal durchquert. Und letztes Jahr bin ich, mit meinem Supportteam im Blick, die ganze Strecke geschwommen – 15 Stunden bei 16 Grad kaltem Wasser.