Übungsplatz: Paradoxe Intention

Manchmal werden Sorgen und Ängste schlimmer, je mehr wir versuchen, gegen sie anzukämpfen. Eine Übung, um sie auszutricksen

Die Illustration zeigt einen schwarzen Farbklecks, der aussieht wie ein Gespenst
Wenn wir uns unserer größten Angst hingeben, ist sie vielleicht gar nicht mehr so schlimm. © Atichart Amatyakul/Getty Images

Mit der paradoxen Intention können Sie Sorgen und Ängsten ein Schnippchen schlagen. Für die Durchführung dieser Übung benötigen sie keine Hilfsmittel.

So funktioniert die Übung:

1. Die Idee ist einfach: Anstatt sich gegen die Sorgen zu wehren, machen Sie genau das Gegenteil. Sie steigern sich hinein und unternehmen alles, um die Szenarien so schlimm wie möglich auszumalen.

2. Angenommen Sie haben Probleme mit dem Einschlafen. Sie liegen abends wach, wälzen sich von einer Seite auf die andere und finden keine Ruhe. ­Anstatt sich nun zum Einschlafen zu zwingen, sagen Sie sich: Ich will um ­jeden Preis wach bleiben.

3. Lesen Sie ein Buch, machen Sie einen Spaziergang unterm Sternenhimmel oder liegen Sie einfach mit offenen ­Augen im Bett. Unter Umständen ­werden Sie feststellen, dass Ihnen das Wachbleiben auf einmal gar nicht mehr so leichtfällt.

4. Oder vielleicht sind Sie aufgeregt vor einem Date? Sie fragen sich, wie Sie auf Ihr Gegenüber wirken, und haben Angst, sich zu blamieren? Anstatt Ihre Unsicherheit überspielen zu wollen, nehmen Sie sich vor, so unbeholfen wie möglich zu sein. Während des Treffens werden Sie womöglich feststellen, dass der Druck raus ist und Sie viel entspannter sind.

5. Sich von dem Anspruch zu befreien, die eigenen Ängste und Sorgen im Griff zu haben, kann Wunder wirken. Aber: Nutzen Sie die paradoxe ­Intention mit Bedacht.

6. Versuchen Sie vielleicht nicht direkt, in einem Bewerbungsgespräch einen möglichst schlechten Eindruck zu ­hinterlassen. Und bei besonders schwerwiegenden Problemen sollten Sie die Übung nur in therapeutischer Begleitung anwenden.

Quelle

Alexander Noyon: Methoden der Logotherapie. In: Christoph Riedel, Renate Deckart, Alexander Noyon (Hg.): Existenzanalyse und Logotherapie. Ein Handbuch für Studium und Praxis. Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2002, 151–185

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