Was sehen Sie hier, Eckart von Hirschhausen?

Ein Bild, zwei Fragen: Mehr reden, weniger trinken – das denkt Eckart von Hirschhausen bei diesem Anblick. Und fragt: Wer wartet auf den einsamen Mann?

Ein Mann sitzt an einer Theke, die Arme aufgestützt, mit einer Flasche und einem Glas, davor steht ein Mann mit Kappe und einer Hand in der Hosentasche
Er fühlt sich zutiefst einsam. Anstatt darüber zu reden, bestellt er ein Getränk nach dem anderen. © Andrea Venture für Psychologie Heute

Eine Bar! Zwei Männer: Der ältere, der den Alkohol braucht, um sein Geld zu verdienen. Der jüngere, weil er wahrscheinlich außerhalb der Bar so einsam ist wie jetzt. Und eine unentschlossene Wortlosigkeit. Der Barkeeper schaut in Richtung des Jüngeren. Doch der schaut weg und redet – wie so oft bei Männern – nicht darüber, was in ihm vorgeht. Vielleicht hat er schon zu viel getrunken, ist aber gekränkt, wenn er darauf angesprochen wird. Er weiß nicht, wohin mit sich. Wartet. Wer wartet auf ihn?

Sind Kneipen therapeutisch? Oder toxisch? Rausch ist gedacht als Ausnahme vom Alltag. Wird er zum Alltag, ist das kein Grund zu feiern, sondern sich Hilfe zu holen. In jeder Werbung gibt es Freiheit, Abenteuer und erotische tropische Partys. Von alledem ist auf dem Bild keine Spur.

Was könnte Ihre Bildbeschreibung mit Ihnen persönlich zu tun haben?

Durch Alkohol werde ich vor allem müde. Ich tanze gerne und spüre nach einem Glas schon, wie die Koordination schlechter wird. Deshalb fiel es mir nie schwer aufzuhören oder gar nicht erst anzufangen. Glück gehabt. Ich kenne viele, denen Alkohol das Leben ruinierte. Das erinnert mich an meine Zeit in der Kinderneurologie. Dieses Bauchgefühl: Das Kind könnte eine kognitive Einschränkung haben, vielleicht das fetale Alkoholsyndrom.

Auch wenn meine Ausbildung über 30 Jahre her ist, bleibt mir die Neugier auf Menschen, ihre Geschichten, Diagnosen, und ich frage mich oft, was aus den Kindern von damals geworden ist. Und wie viele menschengemachte Krisen, Konflikte und Leid auf die nächste Generation zukommen. Es ist mir auch oft zum Betäuben oder Verrücktwerden. Aber zum Verzweifeln haben wir keine Zeit. Das treibt mich jeden Tag an, über Bücher, Filme, Vorträge zu zeigen, wie wir es schöner und glücklicher haben könnten, mit mehr persönlicher und planetarer Gesundheit, an Erde, Leib und Seele.

Eckart von Hirschhausen ist Arzt und Gründer der Stiftung Gesunde Erde – Gesunde Menschen. Sein aktuelles Buch Der Pinguin, der fliegen lernte widmet sich Fragen der Persönlichkeitsentwicklung.

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