Keine Interventionen bei Hatespeech in Schulen?

Wieso bleibt Verachtung unter Schülern so oft unbestraft? Eine Studie ermittelt, warum pädagogische Intervention bei Hatespeech-Vorfällen ausbleibt.

Die Illustration zeigt einen großen Kopf eines Jungen, der traurig die Augen schließt und um ihm herum sind mehrere kleinere Köpfe, die böse auf ihn einreden
Schülern, die von Hatespeech betroffen sind, muss geholfen werden. Dazu fehlt im Schulalltag jedoch oft die Kapazität. © Olga Strel/shutterstock

Unter Hatespeech werden abwertende oder menschenverachtende Äußerungen verstanden. An Schulen ist es Teil des Alltags – aber Lehrkräfte greifen keineswegs immer ein. Warum? Dieser Frage gingen vier Forscher in 46 ausführlichen Interviews nach, die mit Lehrkräften, pädagogischem Personal sowie mit 21 Schülerinnen und Schülern der zehnten Klasse geführt wurden. Das Ergebnis: Oft bekommen Lehrerinnen und Lehrer es gar nicht mit, wenn Schüler sich gegenseitig abwerten. Wenn doch, sehen sie eine Reihe von Hindernissen und Erschwernissen, solchen Vorfällen nachzugehen.

Manche sahen in solchen Vorfällen auch keinen Grund für eine Maßnahme oder dachten, sie seien witzig gemeint. Einige hielten sich nicht für kompetent, einzugreifen, oder aber sie wogen Kosten und Nutzen ab: Eine Intervention gegen Hatespeech führt dazu, dass sie Gespräche mit den Schülerinnen und Schülern sowie mit Eltern führen müssen, das Eingreifen zieht also Arbeit nach sich. Zugleich gaben die Lehrkräfte und Sozialarbeiterinnen an, sich ohnehin stark unter Zeitdruck zu fühlen. Das Fazit: Die Befragten wünschten sich Aufklärung und Weiterbildung, um mehr Verantwortung für den Umgang mit dem Thema übernehmen zu können.

Quelle

Norman Krause u.a.: „Eine Einschätzung, die in Sekunden passieren muss“. Eine qualitative Studie zu Gründen für ausbleibende Interventionen durch das pädagogische Schulpersonal bei Hatespeech unter Schüler:innen. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 2023. DOI: 10.1007/s11618-023-01179-3

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 6/2024: Im Erzählen finde ich mich selbst
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