Neulich war es mal wieder so weit. Katrin Jacob hatte einen anstrengenden Arbeitstag in der Klinik gehabt, Spätschicht, einen Notfall nach dem nächsten und kaum eine Pause, um zwischendurch auch nur einen Schluck Wasser zu trinken. Zu Hause angekommen, sagte sie noch schnell ihren Kindern gute Nacht und ließ sich dann erschöpft aufs Sofa fallen. Ihre Mutter stellte ihr einen Teller Lasagne auf den Tisch, genau das, was sie jetzt brauchte. „Du siehst müde aus“, bemerkte da die Mutter. „Warum machst du dir bloß immer so einen Stress?“
Als Katrin Jacob das erzählt, lacht sie. Doch der Ärger ist ihr noch anzumerken. „Diese Situation ist wirklich ein totaler Klassiker in der Beziehung zu meiner Mutter“, sagt sie. „Einerseits ist da diese große Fürsorge, sie kümmert sich um ganz vieles und hilft mir. Dafür bin ich ihr dankbar. Andererseits bringt sie mich schnell auf die Palme. Natürlich bin ich gestresst. Ich arbeite, bin alleinerziehend und habe drei Kinder. So sieht mein Leben nun mal aus!“
Frauen und ihre Mütter – das ist eine Beziehung, die im Laufe des Lebens kompliziert werden kann. Denn die innige Nähe der Kindheit weicht spätestens im Erwachsenenalter oft einer Ambivalenz. Die Beziehung zur Mutter kann dann einerseits noch immer von Liebe und Fürsorge geprägt sein und andererseits von durchaus unterschiedlichen Wünschen und Erwartungen. Auch alte Beziehungserfahrungen können immer wieder in Form von Kränkungen oder Schuldgefühlen auf die Mutter-Tochter-Beziehung einwirken.
Selbst in heilen Familien scheinen sich diese Spannungen kaum vermeiden zu lassen: Katrin Jacob findet, dass sie eine schöne Kindheit hatte, und spaziert noch heute sonntags gern mit den Eltern und Kindern durch den Wald nahe ihres Elternhauses, mit einem Halt am Kinderspielplatz, auf dem…
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