Frau Habibi-Kohlen, Sie sagen, der Klimawandel sei für uns „gefühlt bedeutungslos“. Wie sind Sie auf diese These gekommen?
Die Idee dazu kam mir Anfang der 2010er Jahre. Ich war in der Küche beschäftigt und hörte Radionachrichten – und wieder einmal hatte ich den Eindruck, dass in der öffentlichen Diskussion ökologische und wirtschaftliche Argumente gegeneinander ausgespielt werden, auf Kosten der ökologischen. Ich hatte das Gefühl, dass es schwer erträglich ist, ständig über die Gefährdung der Menschheit durch die Erderwärmung zu hören, zugleich aber immer wieder feststellen zu müssen, dass die Priorisierung rein wirtschaftlicher Aspekte die Bedeutung der Klimakrise auslöscht. Das hat mich dazu veranlasst, in tiefenpsychologischen Interviews mit 13 Psychologiestudierenden der Frage nachzugehen, warum wir trotz all unseres Wissens diesem Thema gegenüber so gleichgültig zu sein scheinen.
Was haben Ihre Interviewpartner Ihnen gesagt?
Vielen Interviewpartnern wurde im Verlauf der Befragung klar, dass wir es hier mit einem zentralen Thema zu tun haben. Aber es war spürbar, wie unangenehm es ihnen war, sich damit zu beschäftigen. Sie äußerten beispielsweise Gedanken wie: „Wenn die Politik nichts macht, muss ich auch nichts machen.“ „Mächtige Konzerne sind schuld.“ Oder: Wenn man selbst weniger Auto fahre, der Nachbar aber nicht, habe man einen nicht hinnehmbaren Verlust. Ein Teilnehmer sagte: „Dann rottet sich der Mensch halt aus, wen würde das stören?“
Manche sagten Sätze wie: „Das will ich gar nicht wissen“, oder: „Ich schalte dann einfach ab“. Andere schilderten Katastrophenszenarios, in denen die Natur zurückschlägt. Viele setzten sich in Kontrast zur Natur, als sei der Mensch selbst keine Natur. Wieder andere idealisierten die Natur...
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