Matthias Lienert erzählt:
„Angefangen hat alles mit einer Zeitungsanzeige, von der meine Frau erzählte. Gesucht würden Ehrenamtliche für Besuche im Altenheim und im Hospiz.
Ich arbeitete zu der Zeit als Softwareentwickler. Soziale Themen, Sterben und Tod waren weit entfernt von meinem Leben. Da aber mein Ruhestand unmittelbar bevorstand, kam ich zum Infoabend mit und wir entschieden uns für den Dienst.
Mein Plan war, mich im Altenheim zu engagieren. Doch dann kam Corona. Die Altenheime waren für Ehrenamtliche geschlossen. Als ich gefragt wurde, ob ich mir auch Sterbebegleitung im Hospiz vorstellen könne, gab ich mir einen Ruck und sagte zu.
Es hat etwas von Vollendung
Ich war vorher noch nie in einem Hospiz gewesen. Natürlich hatten wir im Ehrenamtskurs geübt, wie man Gespräche führt und zuhört. Die Pflegekräfte waren sehr freundlich und sagten mir, wer sich über Besuch freuen würde. Trotzdem fühlte ich mich beklommen. Was würde mich in den Zimmern erwarten?
Noch heute ist es für mich am schlimmsten, wenn jemand kaum noch sprechen kann. Die Person will sich mitteilen. Man versucht zu verstehen, fragt einmal nach, zweimal … Dann traut man sich nicht mehr. Das ist schwer auszuhalten.
Trotzdem bemerke ich inzwischen, dass ich mich sogar gut fühle nach den Begegnungen. Auch wenn jemand stirbt, ist es nicht mehr nur schlimm. Es hat etwas von Vollendung. Das nimmt mir auch ein wenig die Angst vor dem eigenen Sterben. Natürlich weiß ich nicht, wie ich bei einer Krebsdiagnose reagieren würde. Aber ich weiß: Andere haben auch geschafft, ihren Weg zu gehen.“