1 Wie wichtig war Ihnen akademischer Erfolg?
Sehr wichtig.
2 Korrekt, dass die Ökonomie methodisch besser dasteht als die Psychologie?
In bestimmten Bereichen schon, gerade was das theoretische Rüstzeug angeht. Ich habe aber auch ganz viel aus der Psychologie gelernt. Etwa über die Faktoren, durch die sich unsere Persönlichkeit verändert.
3 Wann haben Sie zum ersten Mal den Satz gehört: „Irgendwann kriegt der Ernst Fehr den Nobelpreis“?
2009 hat Thomson Reuters erstmals prognostiziert, dass ich den Preis…
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kriegt der Ernst Fehr den Nobelpreis“?
2009 hat Thomson Reuters erstmals prognostiziert, dass ich den Preis bekommen könnte. Seither kommt das ständig von irgendjemandem.
4 Stimmt es, dass es Ihnen egal ist?
Wer sagt, es sei ihm egal, dem glaube ich nicht, dass er oder sie die Wahrheit sagt. Würde ich mich über den Preis freuen? Natürlich würde ich das! Aber ich glaube, bei all den Preisen muss man die Haltung an den Tag legen: Wenn’s kommt, kommt’s, und wenn’s nicht kommt, dann kommt’s nicht.
5 Kein Nobelpreis wäre auch okay?
Es wäre auch okay, ja. Das Wichtige an unserem Job ist die Freude am Arbeiten.
6 Woher kommt diese Freude?
Wenn ich ein Experiment entwickelt habe und dann zeigt mir ein Mitarbeiter eine tolle Grafik mit den Daten, die dabei herausgekommen sind – das ist einfach das Größte, die visuelle Repräsentation eines schönen Ergebnisses.
7 Was machen Sie in Ihrer Freizeit?
Ich schaue gerne internationalen Fußball und investiere in mein Kraft- und Ausdauertraining. Und seit ich älter werde, befasse ich mich mit der Biologie der Langlebigkeit: Wie kann man das gesunde Altern fördern?
8 Eine Antwort lautet: Man kann fasten und wenig essen.
Stimmt. Aber für mich ist das nichts. Ich will das Hier und Jetzt genießen. Ohne gutes Essen macht’s ja keinen Spaß.
9 Frage an den ehemaligen Ringer: Wann zuletzt einen Mann auf der Straße gesehen und gedacht: „Mit dem werd ich notfalls fertig“?
Das denke ich häufiger. Ich bin noch relativ fit und muss mich von niemandem anpöbeln lassen. Das finde ich sehr beruhigend.
10 Wie groß sind Ihre Sorgen, wenn Sie an die Welt und die Zukunft Ihrer Kinder denken?
Ich sehe trotz aller Krisen mit großer Zuversicht in die Zukunft. Da bin ich ganz auf der Linie meines Kollegen Steven Pinker. Die meisten Leute denken da viel zu kurzfristig. Wenn man die langen Zyklen anschaut, dann ist es fast immer besser geworden.
11 Die Welt geht nicht unter in den nächsten 20 Jahren?
Nein, ich glaube nicht, dass sie untergeht.
12 Sie heißen Fehr und erforschen Fairness. Klingt fast wie ein Wortspiel.
In Wortspielen bin ich nicht so gut. Ich hab das immer als Zufall betrachtet.
13 Wie lange wollen Sie noch arbeiten?
(Ernst Fehr zögert einen Moment – unglaublich! Er hat noch nie darüber nachgedacht.) Ich weiß es nicht. Noch zehn Jahre? Ich höre jedenfalls nicht so schnell auf.
14 Würden Sie im Rückblick sagen: „Es hat sich alles gelohnt“?
Ja, sicher. Weil ich das Gefühl habe, es hat mir viel Freude gemacht und es hat Impact gezeitigt. Die Disziplin ist beeinflusst worden durch das, was ich gemacht habe.
15 Kann es sein, dass Sie lieber über Ihre Ideen reden als über sich selbst?
Die Ideen sind ja das, was mich fasziniert.
16 Ernst Fehr interessiert sich nicht für Ernst Fehr?
Der Satz ist wahrscheinlich gar nicht so falsch.
17 Sie sind ein Asket?
Nein. Ich bin jemand, der dranbleibt.
Wollen Sie mehr zum Thema erfahren? Dann lesen Sie gerne aus derselben Ausgabe:
Über unseren Besuch bei Ernst Fehr an der Universität Zürich in Der Entdecker der Fairness
Mit welchen Annahmen Ernst Fehr in seinen Studien arbeitet in Drei faire Spiele