In welcher seelischen Verfassung sind Männer, die sich selbst als „Incels“, also als in einem unfreiwilligen Zölibat lebend, bezeichnen und als solche in einer Onlinecommunity mit Gleichgesinnten unterwegs sind? Wie eine Studie aus Italien nahelegt, in keiner besonders guten. Diejenigen von rund 800 befragten heterosexuellen Männern, die eine Incel-Persönlichkeit aufwiesen, hatten hohe Werte bei Paranoia, Angst und Depression, ihr Bindungsstil erwies sich als sehr unsicher.
Incels sind nicht nur einfach Singlemänner, die sich mit dem Daten schwertun, sondern sie neigen dazu, dafür die Frauen oder „die Gesellschaft“ verantwortlich zu machen, und sehen ihr eigenes Verhalten nicht, schreiben die Autorinnen und Autoren der Studie. Wegen ihrer Erfahrungen, zurückgewiesen zu werden, neigen sie auch zu Ressentiments. In den Onlinecommunitys finden sie Gleichgesinnte, die derartige negative Tendenzen, etwa die Schuldzuweisungen oder den Hass noch verstärken – aber zugleich Zugehörigkeit und Gemeinschaft anbieten.
Quelle
Lilybeth Fontanesi u.a.: What does it take to make an incel: The role of paranoid thinking, depression, anxiety, and attachment patterns. Depression and Anxiety, 2024. DOI: 10.1155/2024/5512878