Eigentlich wollte Frank (Name geändert) zusammen mit seiner Frau den sechsten Geburtstag der Tochter ausrichten und eine Schatzsuche vorbereiten. Doch dann schlägt ein Kollege dem 43-Jährigen für den Tag eine Radtour vor und Frank sagt spontan zu. Also betreut seine Frau allein im Garten eine wilde Horde von acht Kindern im Vorschulalter. Am Abend ist sie vollkommen abgekämpft.
Frank dagegen kommt entspannt von seinem Ausflug zurück, macht sich gut gelaunt ein Bier auf. Dass er sich rücksichtslos verhalten hat, ist ihm nicht bewusst. Als seine Frau genervt auf seine blendende Stimmung reagiert und ihn einen Egoisten nennt, wehrt Frank ab: Er habe nur gemacht, was ihm passend schien. Seine Frau solle sich nicht aufregen. Es gebe doch ständig Situationen, in denen auch er sich nur nach der Familie richte.
Eine ähnliche Wahrnehmung von sich und ihren Beziehungen hat die Lehrerin Maike (Name geändert): Regelmäßig wendet sich die 38-Jährige bei Schwierigkeiten an ihre beste Freundin, fragt nach deren Unterstützung bei der Steuererklärung oder bei Liebeskummer und bekommt diese auch oft. Doch als die Freundin sie ihrerseits einmal um Hilfe bittet, lehnt Maike ab: Sie habe eine stressige Arbeitswoche hinter sich und müsse sich nun endlich mal um sich selbst kümmern. Die Freundin renoviert allein ihre Küche und grübelt darüber nach, ob Maike selbstsüchtig ist oder tatsächlich nur gut für sich sorgt.
Ungleichgewicht zwischen Geben und Nehmen
Noch schroffer reagiert der Kollege, der sich – ohne andere im Team zu fragen – in den Urlaubsplan fürs ganze Jahr einträgt. „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, lautet das Motto des Endfünfzigers. Auch nach ausführlichen Diskussionen mit…
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