Die meisten von uns, die sich von Herzen einer Sache gewidmet haben, können sich eines Morgens oder Abends entsinnen, an dem sie einen hohen Hocker erklommen, um ein bislang ungelesenes Buch aus dem Regal zu holen, […] dem ersten erkennbaren Beginn unserer Herzensbindung.
An diesen Moment kann ich mich tatsächlich gut erinnern, auch wenn ich keinen Hocker besteigen musste und mir das Buch über den Tisch zugeschoben wurde: Arthur Miller, Tod eines Handlungsreisenden. Seine Lektüre stieß die Tür zur Literatur auf, ich las Theaterstücke, dann Lyrik, danach die großen Romane. Die meisten von uns, die sich „von Herzen einer Sache“ wie der Literatur gewidmet haben, werden sich etwas schamhaft auch an die Bücher erinnern, die sie nicht gelesen haben, so wie ich „den bedeutendsten englischen Roman“, aus dem das obige Zitat stammt: Middlemarch von George Eliot. Dieses Versäumnis habe ich nun vor ein paar Wochen nachgeholt. Manchmal mag es auch gut sein, einem Werk erst im Alter zu begegnen. Ich hätte mich zu einem früheren Zeitpunkt kaum so köstlich amüsiert wie beim Lesen des unbescheidenen Entschlusses eines jungen Arztes, „gute, kleine Arbeit für Middlemarch zu leisten und große Dinge für die Welt“. Dieses Ziel wollte Doktor Lydgate durch Gedankenkraft und „geduldigen Verzicht auf kleine Begierden“ erreichen.
Als ich das Porträt dieses jungen Mannes als eines Adepten für höhere Weihen las, fühlte ich mich an meine frühen Jahre erinnert. Gesellschaftlich nützlich wie der Doktor in George Eliots Roman wollte ich zwar nicht werden. Ich hatte etwas sehr viel Komplizierteres im Sinn: Ich nahm mir vor,…
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