Keine Angst vor dem Klettern

Erika Dürr hat steilste Wände in den Bergen erklettert, obwohl sie immer Angst hatte. Überraschenderweise half ihr ein Selbstwert-Coaching.

Erika Dürr hängt in der Kletterhalle an einem Sicherungsseil und hat keine Angst mehr vor dem Klettern
Mehr von Erika Dürr ist im Podcast Ulligunde (p)lauscht zu hören. © Amelie Niederbuchner für Psychologie Heute

Erika Dürr erzählt:

„Zum Klettern kam ich, weil mein Vater viel in den Bergen war und mich die wilden Geschichten der Bergsportler faszinierten. Ich hatte Ehrgeiz, aber das Klettern im alpinen Gelände war oft auch ein Aushalten. Ich hatte Angst vor der Angst – dass ich mich versteige oder ein Griff ausbricht. Und gleichzeitig wollte ich es unbedingt lernen.

Bin ich mutig und blockiere mich selbst?

In der Nordwand der Großen Zinne ist mir dann tatsächlich ein Griff ausgebrochen, ich fiel ins Seil, unter mir hunderte Meter Abgrund. Ich schrie kurz, konnte die Situation dann aber souverän lösen. Das überraschte mich. Danach fragte ich mich oft: Bin ich ängstlich und nicht gemacht fürs Klettern? Oder bin ich mutig und blockiere mich selbst?

Ich probierte viel mit Mentaltraining, aber die Angst wurde nicht kleiner. Ich setzte mich zunehmend unter Druck, bis ich mich entschied, mit dem Klettern komplett aufzuhören. Ich hatte mich zu lange überfordert.

Eine überraschende Veränderung brachte Jahre später ein Selbstwert­coaching, das gar nichts mit Sport zu tun hatte. Ich hatte mich getrennt, haderte mit meiner Kindheit, hinterfragte meine Identität und merkte: Ich war oft extrem harsch mit mir. Danach veränderte sich vieles grundlegend – auch im Sport: Ich klettere wieder. Zwar ist die Angst oft noch da, aber ich kann inzwischen sanft und liebevoll mit ihr umgehen, kann sie heute besser hinterfragen und mich ihr auch bewusst stellen. Aber nur wenn mir wirklich danach ist, denn mein wichtigstes Ziel will ich nie mehr aus dem Fokus verlieren: Ich will Freude haben.“

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