Lebenserzählungen: Es ist eben so, wie es ist

Was hat mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin? Ein Forschungsteam wollte wissen, ob Kultur prägt, wie wir von uns selbst erzählen.

Eine junge Frau sitzt entspannt am Fenster eines Cafés, vor ihr steht ein Coffee-to-go
Denkt sie an früher, dann auch an durchlebte Krisen – immer gestützt von Gemeinschaft. © Marina Cavusoglu/Getty Images

Wer bin ich im Leben und wie erzähle ich das? Ob unsere Lebenserzählungen von unserer Kultur geprägt sind, versuchte ein Forschungsteam herauszufinden. Rund 440 Personen aus den USA, Japan, Israel sowie Dänemark wurden gebeten, je ein sehr bedrückendes, belastendes sowie ein sehr herausforderndes Lebensereignis und den eigenen Umgang damit zu erzählen. Die Geschichten wurden dann hinsichtlich psychologischer Motive sowie kultureller Einflüsse analysiert.

Das Ergebnis: In allen Ländern zeigte sich, dass diejenigen, denen es gelungen war, aus einer schwierigen Situation herauszufinden oder diese zu verbessern, auch eine höhere Lebenszufriedenheit hatten. Das Gefühl von Selbstbestimmung war allen Erzählenden wichtig.

Die israelischen Teilnehmenden betonten besonders den inneren Konflikt zwischen ihren persönlichen Wünschen und ihrer Verantwortung für das Land Israel und ihre Mitbürgerinnen, etwa indem sie die Bedeutung des Militärdienstes hervorhoben. Personen aus Japan zeigten insgesamt Krisen gegenüber eine größere Akzeptanz – sie kamen häufig zu dem Schluss, dass das Leben eben „ist, wie es ist“. Menschen aus Dänemark erwähnten als zentrales Thema Hilfe für sich selbst und für andere, aber sie bezogen sich dabei auf die Gemeinschaft und erwähnten nicht das Land. Die Autorinnen und Autoren kommen zu dem Schluss, dass persönliche Lebensnarrative vermutlich nur mit Bezug auf das jeweilige Land richtig verstanden werden können.

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Quelle

Ariana F. Turner u.a.: Narrative identity in context: How adults in Japan, Denmark, Israel, and the United States narrate difficult life events. Journal of Personality and Social Psychology, 2024. DOI: 10.1037/pspp0000523

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 6/2025: Pause fürs Pflichtgefühl
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