Florian Gottschick erzählt:
„Angeblich ist Spinnenangst angeboren. Für mich kann ich das allerdings nicht bestätigen. Ich war ein angstfreies Kind – ganz anders als meine neun Jahre ältere Schwester. Sie trug mich schlafend in ihr Bett und schlief in meinem, wenn sie eine Spinne in ihrem Zimmer gesehen hatte. Sie hatte panische Angst vor ihnen.
Vermutlich habe ich deshalb im Laufe der Kindheit auch Angst entwickelt. Das Schlimmste war, die Spinne nicht unter Kontrolle zu haben. Wenn ich sie irgendwo huschen gesehen hatte, konnte ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren, bis ich sie mit einem Glas gefangen oder mit dem Staubsauger eingesaugt hatte.
Springspinnen wie Teddybären
Zwischendurch habe ich immer wieder versucht, meine Angst zu überwinden. In der neunten Klasse lieh mir mein Biolehrer sogar ein Terrarium mit Stabschrecken. Danach hatte ich zwar keine Probleme mehr mit Stabschrecken, mit Spinnen aber immer noch.
Mittlerweile lebe ich zeitweise auf Mallorca, wo es überall Springspinnen gibt. Anfangs hat mich das sehr erschreckt, bis mir aufgefallen ist, dass diese Spinnenart eigentlich ganz niedlich aussieht. Die Springspinnen haben Knopfaugen wie Teddybären, manchmal wirkt es, als schnupperten sie an etwas. Ich gab ihnen Kosenamen und redete mit ihnen. Dadurch wurden aus den Spinnen für mich Gegenüber, mit denen ich in Interaktion trat. Das verringerte meine Angst.
Mit anderen Spinnenarten funktioniert das noch nicht immer, aber auch mit ihnen schließe ich Verabredungen: Du bleibst da sitzen und fängst meine Fruchtfliegen. Und ich lasse dich in Frieden.“