Rat, Trost – oder ein offenes Ohr?

Kommunikation hat in fast allen Lebensbereichen eine gewaltige Bedeutung. Charles Duhigg zeigt in seinem Buch, wie wir zum Superkommunikator werden.

Ein Bücherstapel mit den Büchern, die in Ausgabe 6/2025 vorgestellt werden
Das ist der Bücherstapel der Rezensionen der Juniausgabe 2025. © Psychologie Heute

„Die fast unbegrenzten Weichenstellungen eines jeden Zwiegesprächs können uns einander näherbringen oder entfremden“, schreibt der mit dem Pulitzer­preis ausgezeichnete US-amerikanische Journalist und Bestsellerautor Charles Duhigg in seinem unterhaltsamen und klugen Buch Supercommunicators, in dem er uns die gewaltige Bedeutung der Kommunikation in allen Lebensbereichen deutlich vor Augen führt.

Duhigg bespricht ausgeklügelte Studien zu „Superkommunikatoren“, die Gruppengespräche verbessern und den Zusammenhalt stärken, indem sie viele Fragen stellen, zuhören, offen für neue Perspektiven bleiben und Missverständnisse klären. Sie führen behutsam – ohne Dominanz – und stimmen sich auf Energieniveau und Gemütslage der Gruppe ein.

In fesselnden Fallgeschichten untersucht Duhigg die meisterhafte Kommunikation von Astronauten, Spioninnen und Chirurgen. Und er beschreibt, wie uns die Hauptfiguren der Sitcom Big Bang Theory zum Lachen bringen, wenn sie trotz herausragender Intelligenz an emotionalen Gesprächen scheitern.

Rationale, emotionale und soziale Kommunikation

Charles Duhigg kristallisiert drei Gesprächstypen heraus, die für sehr unterschiedliche Denkweisen stehen. Um zwischen der praktisch-rationalen, der emotionalen und der sozialen Kommunikation zu unterscheiden, helfen drei Fragen: Worum geht es hier? Was fühlen wir? Wer sind wir? Wenn Gesprächsteilnehmerinnen und -teilnehmer verschiedene Gesprächsarten und Ziele haben, kommt es oft zu Missverständnissen und Konflikten. Duhigg erklärt, wie wir Gesprächstypen in Übereinstimmung bringen. Er zeigt etwa, dass glückliche Paare fähig sind, im Team die Gesprächsweise zu wechseln. Fehlkommunikation ließe sich demnach oft mit der Frage vermeiden, ob jemand Hilfe, Rat, Trost oder ein offenes Ohr sucht.

Der Autor legt überzeugend dar, dass wir wie in einem therapeutischen Gespräch mit offenen Fragen zu Werten, Erfahrungen und Gefühlen spielend leicht zu tieferliegenden Konflikten gelangen, die sich unter oberflächlichen Gesprächen verstecken.

Vorurteile ließen sich überwinden, indem wir uns in der Kommunikation auf Gemeinsamkeiten konzentrierten und die Kernidentität des Gegenübers respektierten. Duhigg schildert etwa, wie Ärztinnen Impfgegner zum Umdenken bringen, indem sie deren Weltbilder und Ängste achten.

Gehörtes zusammenfassen, Streit schlichten

Es werden zahlreiche Grundregeln guter Gesprächsführung erläutert, darunter ein besonders wirkungsvolles, wenngleich nicht neues Verfahren zur Streitschlichtung: Beide Seiten müssen aufmerksames Zuhören und Verständnis beweisen, indem sie das Gehörte zur Zufriedenheit der Gegenseite zusammenfassen. Duhigg schildert eine bewegende Debatte über Waffengesetze, bei der sich Wut in Empathie verwandelte.

Dieses hilfreiche Buch zeigt, dass wir nur überzeugen können, wenn wir ehrlich bereit sind, uns überzeugen zu lassen.

Charles Duhigg: Supercommunicators. Wie man die geheime Sprache zwischenmenschlicher Beziehungen entschlüsselt. Aus dem Amerikanischen von Nina Frey. Piper 2024, 400 S., € 26,–

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