Selbsttest: Wie gesund sind meine Grenzen?

Laut Psychotherapeutin Nedra Glover Tawwab gibt es sechs Arten von Grenzen, die wir ziehen. Diese Fragen zeigen, wie gesund Ihre Grenzen sind.

Die Illustration zeigt eine Frau, die schwebt, dahinter hängt ein Bild schief an der Wand und eine Uhr und eine Stehleuchte
Ihre Zeit, ihr Körper, ihre Emotionen gehören Ihnen allein. Überschreitet jemand diese Grenzen, dürfen Sie bewusst Licht darauf werfen. © Lucie Langston für Psychologie Heute

Lesen Sie sich die folgenden sechs Szenarien in Ruhe durch. Notieren Sie auf einem Blatt Papier: Wie würden Sie darauf vermutlich reagieren? Was würden Sie sagen? Antworten Sie so ehrlich wie möglich.

1. Zeitliche Grenzen

Meine Zeit gehört mir. Stellen Sie sich vor: Sie haben viele Projekte auf dem Schreibtisch liegen und stehen unter Zeitdruck. Ein Kollege betritt das Büro und erzählt von seinem Wanderausflug am Wochenende. Eigentlich müssten Sie zurück an die Arbeit – doch er findet einfach kein Ende.

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derausflug am Wochenende. Eigentlich müssten Sie zurück an die Arbeit – doch er findet einfach kein Ende.

2. Emotionale Grenzen
Niemand darf meine Gefühle herabsetzen oder abwerten. Folgendes geschieht: Sie haben etwas erlebt, das Sie belas­tet und sehr traurig macht. Sie schütten einer Freundin Ihr Herz aus. Die Freundin geht nicht darauf ein und sagt gelangweilt: „Na ja, eigentlich ist das ja keine große Sache.“

3. Intellektuelle Grenzen
Meine Gedanken, Ideen und Meinungen sind frei. Dies fällt vor: In einem Jobmeeting widersprechen Sie einer Kollegin in sachlichem Ton. Sie können Ihren Standpunkt gut begründen. Die Kollegin reagiert vor dem gesamten Team gereizt und macht sich über Ihren Einwand lustig.

4. Materielle Grenzen
Meine Sachen gehören mir. Was geschieht: Sie haben einem Nachbarn Ihre Bohrmaschine geliehen. Als er sie zurückgibt, sind zwei der Bohraufsätze abgebrochen.

5. Körperliche Grenzen
Niemand sollte mir zu nah kommen, bei dem ich das nicht möchte. Gleichwohl passiert dies: Ein Kollege beugt sich von hinten über Sie, um einen Text auf Ihrem Bildschirm zu lesen. Sie fühlen sich unwohl dabei.

6. Sexuelle Grenzen
Niemand darf mir gegenüber sexuell übergriffig werden. ­Sexuelle Grenzen sind nicht immer deutlich von den körperlichen zu unterscheiden. Manchmal aber schon. Sie werden verletzt bei anzüglichen Bemerkungen oder sexuellen Handlungen, denen Sie nicht zustimmen. Stellen Sie sich vor: Bei einer Vereinsfeier spüren Sie plötzlich eine fremde Hand auf Ihrem Knie. Sie mögen die Berührung nicht.

Auflösung:

Es ist ein Zeichen für gesunde Grenzen, wenn es Ihnen leichtfällt, bei der Sache zu bleiben, Ihr Bedürfnis ruhig und direkt anzusprechen und dem Gegenüber zu sagen, was Sie von ihm wollen.

Dies können die Symptome für schwache oder fehlende Grenzen sein:

  • Sie sagen nichts und lassen Dinge zu, die Sie nicht mögen.

  • Sie ärgern sich heimlich und spüren lange einen Groll.

  • Sie akzeptieren die Situation gelassen, aber hinterher fühlen Sie sich unwohl oder schuldig.

  • Sie suchen eine Ausrede, um der Situation zu entkommen.

Folgende Reaktionen können ein Anzeichen für zu starre Grenzen sein:

  • Sie schreien Ihr Gegenüber an.

  • Sie machen andere lächerlich.

  • Sie brechen den Kontakt zu einer Person ab, ohne sie zur Rede zu stellen.

  • Sie erfinden für die Zukunft harte Regeln („Ich verleihe nie wieder etwas“).

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Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 9/2024: Meine Grenzen und ich