Online-Event: Psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen

Immer mehr junge Menschen erkranken psychisch. Was sind die Ursachen? Darüber sprechen wir live mit Prof. Dr. Michael Kölch am 21. Februar.

Ein jugendliches Mädchen mit geflochtenen Zöpfen stützt seinen Kopf auf beide Hände. Sie blickt traurig aus dem Fenster.
Eine Jugendliche zieht sich immer mehr zurück, hat Ängste entwickelt und meidet soziale Kontakte. Ist es nur eine Phase oder der Beginn einer ernsthaften Erkrankung? © martin-dm/Getty Images

Der neunjährige Tim, der seine Freunde nicht mehr treffen will; Lena, 13, die ihre Unterarme mit einem Zirkel malträtiert; oder Max, der seit seinem 16. Lebensjahr von heftigen Panikattacken überfallen wird – sie stehen stellvertretend für eine wachsende Anzahl von Kindern und Jugendlichen, die unter psychischen Probleme und Krankheiten leiden.

Studien zufolge sind immer mehr Kinder und Jugendliche seelisch belastet. Diagnosen wie Depression, ADHS, Essstörung nehmen zu – auch bereits vor dem Ausbruch der Coronapandemie. Woran liegt es, dass die Zahl der psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen seit Jahren zunimmt? Woran lässt sich erkennen, ob ein Heranwachsender nur eine schwierige Zeit durchlebt oder behandlungsbedürftig erkrankt?

Diese und weitere Fragen wird Psychologie Heute-Chefredakteurin Dorothea Siegle dem Experten Prof. Dr. Michael Kölch am 21. Februar 2023 ab 19 Uhr stellen. Der Live-Talk „Psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen“ gehört zur Reihe Psychologie Heute live! Die digitale Veranstaltung richtet sich an alle Interessierten. Die Anmeldung ist kostenlos.

Jeder fünfte Heranwachsende erkrankt innerhalb eines Jahres psychisch

Jeder fünfte unter 18-Jährige erkrankt laut Bundespsychotherapeutenkammer innerhalb eines Jahres an einer psychischen Störung, die häufigsten Diagnosen sind Angststörungen, depressive und hyperkinetische Störungen (Überaktivität) sowie dissoziale Störungen. Bei 15- bis 18-Jährigen nehmen Depressionen und psychosomatische Erkrankungen aber auch Suchterkrankungen (Alkohol, illegale Drogen und Computerspiele) stark zu. Prof. Dr. Michael Kölch konstatiert seit der Pandemie eine Zunahme an jungen Patientinnen und Patienten in der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Unimedizin Rostock: „Unter Dauerstress werden psychische Belastungen schneller zu einer manifesten Symptomatik als sonst.“

Schwierige Phase oder beginnende Störung?

Fast alle Kinder und Jugendlichen haben Phasen, in denen sie sich auffällig verhalten. Eltern fragen sich dann oft: Ist das Verhalten meines Kindes noch normal? Ist mein Kind nur sehr lebhaft oder hat es schon eine Aufmerksamkeitsstörung? Ist es traurig oder leidet es unter depressiven Stimmungen? Es ist oft nicht einfach, zu erkennen, ob das Verhalten zu einer gesunden Entwicklung gehört oder auf eine psychische Krankheit hinweist, denn jedes Kind geht anders mit Problemen, Herausforderungen und Widerständen um.

Kinder und Jugendliche müssen in ihrer Entwicklung viele Herausforderungen meistern, die anstrengend sind und nicht immer problemlos verlaufen. Viele Krisen sind aber nur vorrübergehend und auffällige Verhaltensweisen können Ausdruck einer normalen Reaktion sein. So ist es normal, auch mal traurig, gestresst, unkonzentriert oder wütend zu sein, schlecht zu schlafen oder Kopf- und Bauchschmerzen zu haben.

Auf diese Anzeichen sollten Eltern achten

Treten die Symptome jedoch plötzlich und ohne erkennbaren Grund auf, sind stark ausgeprägt, halten über längere Zeit an und belasten das Kind, den Jugendlichen oder seine Familie, ist es sinnvoll, einen Termin beim Kinderarzt oder einer Psychologin zu vereinbaren.

Mögliche Symptome können sein: starke Stimmungsschwankungen, Wutausbrüche, aggressives und gewalttätiges Verhalten, übermäßige und wiederholte Ängste, Sorgen oder Panikattacken, Depression, Verlust persönlicher Interessen, Rückzug aus dem sozialen Leben, Konzentrationsschwierigkeiten, auffälliges Essverhalten, Drogen- oder übermäßiger Alkoholkonsum.

Es gibt auch körperliche Symptome, die auf eine psychische Erkrankung hinweisen können: wenn Bauch- oder Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindelgefühle, Verspannungen, Erschöpfung oder Appetitverlust ohne ersichtliche körperliche Ursache auftreten.

Wann ist eine Psychotherapie sinnvoll?

Eine Therapie ist dann sinnvoll, wenn:

  • das Kind seelisch stark belastet it und Emotionen, Wahrnehmungen und Reaktionen nicht mehr richtig verarbeiten kann.

  • das Kind mit seinem Verhalten sich selbst oder andere stark belastet.

  • das Kind seine eigene Gesundheit gefährdet, sich selbst oder andere Menschen verletzt oder sagt, es wolle nicht mehr leben.

Je früher man mit der Psychotherapie beginnt, umso besser sind die Aussichten. Auf weitere mögliche Warnzeichen, Krankheitsbilder und die entsprechenden Therapien wird Prof. Dr Kölch auch im digitalen Gespräch „Psychische Probleme bei Kindern und Jugendlichen“ eingehen.

Mehr über den Referenten Prof. Dr. Michael Kölch

Kölch ist Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsmedizin Rostock. Der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie ist zudem stellvertretender Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Kölch gilt als Experte für Stress- und Traumata bei Heranwachsenden. Des Weiteren beschäftigt er sich mit Fehlentwicklungen und Interventionsmöglichkeiten von sogenannten Problemkids und betreibt Verlaufsforschung von Kindern psychisch kranker Eltern. Der Universitätsprofessor ist an verschiedenen Projekten im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie beteiligt.

In den vergangenen Jahren hat er neben wissenschaftlichen Publikationen in Fachzeitschriften auch mehrere Sachbücher mit herausgegeben (eine Auswahl):

Anmeldung zum Live-Talk an 21. Februar 2023

Am Dienstag, 21. Februar 2023, wird Prof. Dr. Michel Kölch seine Expertise und Erkenntnisse aus jahrelanger Tätigkeit als Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie mit Ihnen teilen. Mit Psychologie Heute-Chefredakteurin Dorothea Siegle spricht er darüber, warum immer mehr junge Menschen psychische Erkrankungen entwickeln und wie sowohl das private Umfeld als auch Therapeutinnen sie bestmöglich unterstützen können.

Das einstündige Psychologie Heute live!-Event startet um 19 Uhr auf der Plattform Zoom und richtet sich an alle Interessierten. Während der Veranstaltung können Sie Ihre Fragen direkt im Chat stellen.

Hier können Sie sich kostenlos anmelden.

Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme.

Quellen

Michael Kölch im Interview mit „Der Spiegel“ (Ausgabe 14/2012), zuletzt abgerufen am 7.2.2023

Bundespsychotherapeutenkammer: Faktenblatt „Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen“, www.bptk.de, zuletzt abgerufen am 7.2.2023

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