Wer wissen will, wie ein Mensch politisch denkt, muss sich nicht unbedingt mit ihm unterhalten. Ein Blick ins Büro eines Angestellten oder ins Wohnheimzimmer einer Studentin verrät gar nicht so wenig über die Gesinnung. Das stellten amerikanische Forscher um Dana Carney von der Columbia University fest, als sie ihre Assistenten in Studentenbuden und Arbeitszimmer schickten, natürlich mit dem Einverständnis der Besitzer. Anhand von Checklisten wurden nicht weniger als 385 Ausstattungsmerkmale erfasst: Gibt…
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als 385 Ausstattungsmerkmale erfasst: Gibt es ein Bügelbrett? Hängt eine Landkarte an der Wand? Wie viel Büromaterial steht bereit? Dazu kamen allgemeine Beobachtungen: Wie aufgeräumt ist der Raum? Macht er einen gemütlichen Eindruck? Ist er individuell gestaltet oder wie tausend andere? Die Bewohner wiederum kreuzten auf einer Skala an, wo sie politisch standen.
Das freilich war ein Stück weit auch schon an ihren Räumen abzulesen, wie die anschließende Analyse zeigte. Aufgeräumte, geputzte und hell erleuchtete Zimmer deuten auf eine konservative Gesinnung. Das Gleiche gilt für alles, was mit Sauberkeit und Ordnung zu tun hat: viele Reinigungsmittel und Wäschekörbe, aber auch mindestens ein Planungskalender an der Wand. Beliebt bei Konservativen sind außerdem Nationalflaggen, Sportdevotionalien und alkoholische Getränke.
Individuell eingerichtete, farbenfrohe und frisch wirkende Räume verraten dagegen einen eher linken Bewohner. Er hat viele CDs mit ganz unterschiedlichen Musikrichtungen angehäuft. Die Buchsammlung ist nicht minder vielfältig und recht umfangreich. Landkarten aus aller Herren Länder, Reisedokumente, Kunstgegenstände und andere Zeichen von Weltläufigkeit runden das Bild ab.
Persönlichkeit prägt politische Meinung
Die unterschiedlichen Vorlieben sind kein Zufall. Sie beruhen auf unterschiedlichen Persönlichkeiten. Und immer mehr Wissenschaftler sind in den letzten Jahren zum Schluss gekommen: Rechts und links eingestellte Menschen verfügen über unterschiedliche Charakterzüge – die Persönlichkeit prägt die politische Meinung.
Das widerspricht allem, was die Wahlforscher bisher behaupten. Sie halten die Umgebung für entscheidend, in der ein Mensch lebt. Motto: Wer in Bayern auf dem Land wohnt und sonntags zur Kirche geht, wählt CSU. Im Kohlenpott wird traditionell für die SPD gestimmt, und die Tübinger Studenten erheben einen Grünen zum Oberbürgermeister.
Natürlich spielt das Milieu, in dem jemand lebt und aufgewachsen ist, eine Rolle, genau wie sein Alter und sein Geschlecht. Doch die Macht der Lebensumstände ist nicht so groß, wie oft vermutet wird. Heute können sich auch Dorfbewohner zu grünen Ansichten bekennen, ohne schief angesehen zu werden. „Politische Vorlieben sind persönlicher geworden“, glauben die Psychologen Antonio Chirumbolo und Luigi Leone von der Sapienza-Universität in Rom. „Es scheint, dass Charaktereigenschaften, Werte und die Wahrnehmung der Politiker nicht weniger wichtig sind.“
Der Einfluss der Persönlichkeit ist seit jeher mitverantwortlich dafür, dass unterschiedliche Regierungen an die Macht gewählt werden. „Unterschiedliche Menschen“, schrieb der griechische Philosoph Aristoteles 350 Jahre vor Christus, „geben sich unterschiedliche Regierungsformen.“ Das erklärt, warum das Grundmuster der politischen Auseinandersetzung über die Jahrtausende gleich geblieben ist, obwohl die strittigen Fragen immer wieder andere waren: Konservative gegen Veränderungswillige. Im 19. Jahrhundert erklärte der britische Denker John Stuart Mill es zu einer „Binsenweisheit“, dass es in der Politik zwei Lager gebe: „eine Partei der Ordnung oder Bewahrung und eine Partei des Fortschritts oder der Reform“.
Konservative: Empfindlich für Unordnung und Unklarheiten
Heute glauben Psychologen herausgefunden zu haben, warum Menschen immer wieder diese beiden politischen Lager bilden: Ein Teil der Menschen reagiert besonders empfindlich auf alles, was unklar, unordentlich, zweideutig oder vielleicht sogar gefährlich ist. Sie neigen zu konservativen Einstellungen. Ihr Hang, vor allem das Negative zu sehen, wurzelt tief. Er beginnt in Bereichen, die mit Politik scheinbar gar nichts zu tun haben.
Ein Team um den Psychologen John Hibbing von der University of Nebraska in Lincoln fragte zufällig ausgewählte Bürger nach ihren politischen Ansichten und zeigte ihnen an einem Computerbildschirm Fotos. Manche waren erfreulich anzusehen, etwa ein glückliches Kind oder ein süßes Kaninchen. Andere flößten Furcht ein, wie die Spinne im Gesicht eines Mannes, oder Ekel, wie das Bild einer offenen Wunde mit Maden. Links eingestellte Bürger reagierten emotional stärker auf die positiven Bilder. Das zeigte eine Messung der Hautleitfähigkeit, die die Aktivität eines Teils des Nervensystems spiegelt. Konservative Bürger hingegen wurden von Schockbildern aktiviert.
Beunruhigende Szenen ziehen sie geradezu an, wie ein weiterer Versuch zeigte. Diesmal erschienen immer vier Bilder gleichzeitig. Drei zeigten schöne Motive, bei einem aber hätte man am liebsten weggesehen. Linke wie Rechte sahen das negative Bild länger an – so hat die Evolution die menschliche Natur geprägt. Was Gefahr bedeuten könnte, erfordert besondere Aufmerksamkeit. Doch die Konservativen konnten ihre Augen kaum mehr abwenden – sie sahen im Schnitt drei Sekunden hin, die Fortschrittsfreunde dagegen nur zwei. Schon wenn die Fotos aufleuchteten, schlug das Schockbild die Konservativen sofort in seinen Bann. Sie sahen sehr viel schneller hin als der Rest.
Unsichere Kinder werden später eher konservativ
Warum reagieren Konservative stärker auf alles, was Angst, Ekel und Wut auslöst? Weil sie durch diese Persönlichkeitseigenschaft überhaupt erst konservativ geworden sind. „Es ist nicht überraschend“, meint Hibbing, „dass diejenigen, die auf das Schlechte im Leben eingestimmt sind, Schritte unternehmen, um es zu vermeiden, vielleicht indem sie keine unkalkulierbaren Risiken eingehen, sich an Weisungen halten und an Bewährtem festhalten.“
Tatsächlich werden unsichere Kinder später eher konservativ. Für eine Studie von Jack und Jeanne Block von der University of California in Berkeley beurteilten Erzieherinnen Drei- und Vierjährige. Zwanzig Jahre später stellte sich heraus: Unter den nun 23-Jährigen waren die Konservativen schon in der Krippe ängstlich, neigten zu Schuldgefühlen und fühlten sich schnell gekränkt. Die zukünftigen Linken dagegen agierten im Kindergarten eher robust, selbstbewusst und neugierig. Womöglich deuten sich die entscheidenden Charakterzüge sogar noch früher an. Ein Schulbeispiel lieferte eine Frau aus einer anderen Langzeitstudie, die als vier Monate altes Baby durch verschreckte Reaktionen auf alles Ungewohnte aufgefallen war. Später fasste sie ihr Motto so zusammen: „Ich halte mich schön an die Regeln.“
Diese Lebensphilosophie findet sich in konservativen Wahlkampfparolen wieder. „Keine Experimente“, lautete der Slogan von Konrad Adenauer vor der Bundestagswahl im Jahr 1957. Seine CDU erzielte damit das beste bundesweite Wahlergebnis in der Geschichte der Republik. Linke Politiker dagegen sind eher bereit, etwas zu riskieren. „Mehr Demokratie wagen“, forderte 1969 der SPD-Kanzler Willy Brandt.
So appellieren Parteien oft weniger an politische Überlegungen ihrer Wähler als an ihre Natur, etwa an die Schreckhaftigkeit der konservativen Klientel. Die demonstrierte Hibbing in einer Studie für das renommierte Wissenschaftsblatt Science. Ein Teil seiner Versuchspersonen war für mehr Rüstungsausgaben, die Todesstrafe, Durchsuchungen ohne Gerichtsbeschluss, Schulgebete und weitere Lieblingsforderungen US-amerikanischer Konservativer. Die Wurzeln dieser von Angst geprägten Einstellungen ließen sich bis zu automatischen körperlichen Reaktionen verfolgen: Die konservative Gruppe blinzelte vor Schreck heftig mit den Augen, wenn sie plötzlich lautem Lärm ausgesetzt wurde. Die Linken blieben eher gelassen.
Konservative suchen nach Bestätigung für ihre negativen Erwartungen
Die Unterschiede zwischen den Anhängern der politischen Lager reichen bis zum Aufbau des Gehirns. Ryota Kanai vom University College London legte über hundert Studentinnen und Studenten in die Röhre eines Magnetresonanztomografen. Bei den Konservativen zeigten die Bilder eine größere Amygdala. Diese kleine Gehirnstruktur beeinflusst die Gefühle, insbesondere die negativen.
Für Menschen, die ihrer Natur nach empfindlich auf alles bedrohlich Scheinende reagieren, liegen konservative Positionen nahe, argumentiert Hibbing. Eine hochgerüstete Armee, Zäune gegen Migranten, harte Strafen für Kriminelle – all das scheint Schutz zu versprechen. Das gilt auch für Maßnahmen gegen alles, was vermeintlich die hergebrachte Lebensweise bedroht – daher der Widerstand gegen die Schwulenehe.
Wie sehr Konservative lieber auf Bewährtes setzen, zeigt sich schon, wenn sie ganz banale Entscheidungen treffen sollen. Bei einem Experiment mit einem kleinen Computerspiel bekamen Studenten virtuelle Bohnen gezeigt, eine nach der anderen. Es gab verschiedene Arten von Bohnen, die unterschiedlich aussahen. Die Teilnehmer konnten jede Bohne annehmen oder ablehnen. Manche Bohnenarten brachten Punkte, andere kosteten Punkte. Doch ob eine Bohnenart gut oder schlecht war, erfuhr nur, wer ein Risiko einging und ein Exemplar davon annahm. Die konservativen Studenten taten das eher selten und lehnten neue Bohnen lieber ab. Das war auch kein Wunder, denn wenn sie eine schlechte Bohnenart erwischten, blieb ihnen das besonders gut im Gedächtnis. Folgerichtig überschätzten sie am Ende den Anteil der schlechten Bohnen – für sie hatte sich die Welt wieder einmal als Ort voller Gefahren erwiesen.
Zusammenhang zwischen IQ und politischer Haltung schon mit 10 Jahren
Das Misstrauen vieler Konservativer gegenüber Neuem zeigt sich auch in Persönlichkeitstests. Sie erzielen regelmäßig niedrige Werte im Bereich „Offenheit für neue Erfahrungen“, einer der fünf „Big Five“ genannten wichtigen Persönlichkeitseigenschaften. Konservative haben daher eher bodenständige Vorlieben, bevorzugen etwa traditionelle Gerichte und neigen nicht zu geistigen Höhenflügen. Es ist kein Zufall, dass bei ihnen eher die Landesflagge im Zimmer hängt, während bei Linken Landkarten und Bücher aus aller Welt herumliegen.
Möglicherweise bezahlen Konservative ihr geringes Interesse an Neuem auf die Dauer mit einem im Schnitt etwas niedrigeren Intelligenzquotienten. Vielleicht ist es auch umgekehrt: Wer über einen hohen IQ verfügt, interessiert sich für mehr und wird damit offener. Bei Dreijährigen fanden Jack und Jeanne Block jedenfalls noch keine Intelligenzunterschiede zwischen späteren Linken und Rechten. Doch im Alter von zehn gibt der IQ bereits einen Hinweis, auf welcher politischen Seite der Mensch später zu finden sein wird. Das hat der Intelligenzforscher Ian Deary von der University of Edinburgh in einer Untersuchung mit 7000 Teilnehmern nachgewiesen: „Der Hauptbefund ist der starke Zusammenhang zwischen einer höheren allgemeinen Intelligenz im Alter von 10 und eher linken, nichttraditionellen sozialen Einstellungen im Alter von 30.“
Dafür schneiden Konservative in einer anderen Persönlichkeitsdimension besser ab: Gewissenhaftigkeit. Dazu gehören Ordentlichkeit, Selbstdisziplin, Pflichtbewusstsein, Leistungsmotivation und Besonnenheit. Vor allem in Firmen sind solche Menschen gern gesehen. Diese Eigenschaften helfen auch, Risiken zu vermeiden und sich eine sichere Stellung zu erarbeiten. Das entspricht der konservativen Neigung zur Vorsicht.
Grünenwähler sind offener, Unionswähler gewissenhafter
Auch in der Politik gehen gewissenhafte Menschen lieber auf Nummer sicher. Deshalb stehen sie hinter der Bundeswehr und wollen keine europäische Regierung. Das hat der Politologe Harald Schoen von der Universität Bamberg bei der Analyse einer Umfrage unter 2500 deutschen Wahlberechtigten herausgefunden. Für Europa und den Euro sind dagegen offene Menschen.
Entsprechend stimmen Menschen mit unterschiedlicher Persönlichkeit auch ab, wie Schoens Analyse zeigt. Sehr gewissenhafte Menschen wählen vor allem die CDU oder CSU, wenig gewissenhafte tun dies deutlich seltener. Der Unterschied lag bei 27 Prozentpunkten, wobei einige andere Einflussfaktoren herausgerechnet wurden. Genau umgekehrt fielen die Resultate für Menschen mit hoher und niedriger Offenheit aus – mehr Offenheit bedeutete eine geringere Unionsneigung. Noch stärker schlug die Persönlichkeit bei den Grünen durch. Von sehr offenen Wählern erhielten sie sechsmal so viele Stimmen wie von ausgesprochen wenig offenen. Auf der anderen Seite sind die Wähler der Grünen nicht besonders gewissenhaft.
Ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten machen es den Anhängern verschiedener Parteien natürlich nicht einfacher, sich zu verständigen. Umso wichtiger ist es womöglich, sich die tieferen Gründe ihrer Überzeugungen bewusstzumachen. „Statt zu glauben, dass Menschen mit anderen politischen Ansichten zu faul sind, sich zu informieren, oder sich dumm stellen“, meint Hibbing, „könnten die Toleranz in der Politik verbessert und kulturelle Konflikte abgemildert werden, wenn anerkannt würde, dass unsere politischen Unterschiede zumindest teilweise auf unbewusste Unterschiede und Denkweisen zurückgehen, die Menschen die Welt fundamental unterschiedlich erleben lassen.“ Dann könne man akzeptieren, dass „fundamental unterschiedliche politische Standpunkte angemessen sind“.
Literatur
John R. Hibbing, Kevin B. Smith, John R. Alford: Differences in negativity bias underlie variations in political ideology. Behavioral and Brain Sciences. Im Druck 2013
Michael D. Dodd, John R. Hibbing u.a.: The political left rolls with the good and the political right confronts the bad: connecting physiology and cognition to preferences. Philosophical Transactions of the Royal Society B: Biological Sciences, 367, 2012, 640–649
Ryota Kanai, Tom Feilden, Colin Firth, Geraint Rees: Political orientations are correlated with brain structure in young adults. Current Biology, 21, 2011, 677–680
Jack Block, Jeanne H. Block: Nursery school personality and political orientation two decades later. Journal of Research in Personality, 40, 2006, 734 bis 749
Ian J. Deary, G. David Batty, Catharine R. Gale: Bright children become enlightened adults. Psychological Science, 19, 2008, 1–6
Natalie J. Shook, Russell H. Fazio: Political ideology, exploration of novel stimuli, and attitude formation. Journal of Experimental Social Psychology, 45, 2009, 995–998
Harald Schoen: Personality traits and foreign policy attitudes in German public opinion. Journal of Conflict Resolution, 51, 2007, 408–430
Peter K. Hatemi, Rose McDermott: The genetics of politics: discovery, challenges, and progress. Trends in Genetics, 28, 2012, 525–533
Peter K. Hatemi: The influence of major life events on economic attitudes in a world of gene-environment interplay. American Journal of Political Science. Im Druck 2013, DOI: 10.1111/ajps.12037
Gibt es ein Politik-Gen?
Eineiige Zwillinge sind häufiger politisch einer Meinung als zweieiige. Das deutet auf einen starken Einfluss der Gene hin
Ist in unseren Genen bereits angelegt, wie wir politisch denken? Manche Experten finden die Idee absurd. Dann müsste ja „unser Verständnis der Menschheitsgeschichte und viel oder gar das meiste der Politikwissenschaft, Soziologie, Anthropologie und Psychologie“ revidiert werden, meint der Politikwissenschaftler Evan Charney von der Duke University im US-amerikanischen Durham. Doch die Wirklichkeit kümmert sich nicht um solche Bedenken. „Politik ist vielleicht nicht in unserer Seele, aber wahrscheinlich in unserer DNA“, fasst John Hibbing die Studienlage zusammen. Die Erkenntnisse stammen zumeist aus Zwillingsstudien. Sie zeigen, dass eineiige Zwillinge in ihren Ansichten deutlich stärker übereinstimmen als zweieiige, was sich nur durch die zusätzlichen gemeinsamen Gene erklären lässt.
Der Politikwissenschaftler Peter Hatemi von der University of Sydney hat die Resultate zahlreicher Studien zusammengetragen. Demnach lässt sich etwa die Hälfte der Unterschiede in der politischen Grundhaltung verschiedener Menschen auf die Gene zurückführen. Das Gleiche gilt für die Neigung zu rechtsautoritären Positionen, den Hang zum Traditionellen, die wirtschaftspolitischen Ansichten sowie das politische Wissen und Interesse. Weniger stark, aber nicht zu vernachlässigen ist der genetische Einfluss, wenn es um Frauenrechte, angemessene Strafen und Bürgersinn geht.
Welche einzelnen Gene hier am Werk sind, ist nicht bekannt. Niemand glaubt an spezielle Politikgene. Verantwortlich sind eher die Erbanlagen für Eigenschaften wie Aggressivität, Ängstlichkeit, Kooperationsbereitschaft oder Impulsivität. Dass solche Persönlichkeitsmerkmale mit der politischen Einstellung zusammenhängen, leuchtet ein.
Natürlich prägt das Erbgut die Einstellungen nicht allein. In der Kindheit und Jugend spielt es sogar keine Rolle, da geben wohl tatsächlich die Eltern die Richtung vor. Doch sobald die Kinder erwachsen sind und das Elternhaus verlassen, entfalten die Gene schlagartig ihren Einfluss auf die Ansichten.
Unüberwindlich ist ihr Einfluss freilich nie. Wenn Menschen ihren Arbeitsplatz oder ihr Vermögen verlieren, wandern sie politisch nach links. Die Gene spielen auf einmal keine Rolle mehr, wie eine neue Studie von Hatemi zeigt.
Doch dabei bleibt es nicht. Zwei Jahre später stehen die Gebeutelten zwar im Schnitt immer noch weiter links als zu Beginn. Doch nun bestimmen die Gene wieder mit, wer für Gewerkschaften, staatliche Unterstützung oder gar den Sozialismus eintritt und wer nicht.