1 Legen Sie die Zeiten, zu denen Sie produktiv sein müssen, auf die Zeiten, zu denen Sie natürlicherweise frisch sind
Sind Sie ein Morgenmensch? Oder kommen Sie erst später am Tag so richtig in die Gänge? Widmen Sie diese Zeit, in der Sie auf Touren sind, den Dingen, die Ihnen Ihr Bestes abverlangen. Schützen Sie diese Stunden so weit möglich und halten Sie alles, was Sie ablenken könnte, von sich fern – selbst die angenehmen Dinge: Schotten dicht, kein Blick in die E-Mails, kein Plausch, kein Ausflug zum…
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– selbst die angenehmen Dinge: Schotten dicht, kein Blick in die E-Mails, kein Plausch, kein Ausflug zum Bäcker. Nur so kommt man bei der Arbeit in einen Flow.
2 Nehmen Sie sich Zeit für andere Menschen
Extravertierte Menschen genießen fast jede Gelegenheit zu einem Austausch, introvertierte tauen eher bei vertrauten Personen auf. Sehr wichtig fürs Wohlbefinden sind diese Momente für beide. Räumen Sie sich dafür bewusst Zeit ein, zum Beispiel einen festen Nachmittag am Wochenende zu Verabredungen im Freundeskreis. Das können auch weniger offensichtliche Gelegenheiten sein, bei denen wir das Zusammensein mit anderen genießen, etwa beim Yogakurs oder im Buchclub.
3 Richten Sie handyfreie Zonen ein
Gerade Zeiten, die uns wichtig sind, sollten wir nicht durch Ablenkungen entwerten und damit ihres Erholungswerts berauben. Muss das Smartphone wirklich am Familienesstisch oder im Restaurant auf Empfang oder gar auf Sendung sein? Auch der allabendliche Spaziergang entlüftet den Kopf nur dann, wenn er von nichts anderem absorbiert wird.
4 Lassen Sie die schönen Begebenheiten Revue passieren
Die psychologische Forschung hat gezeigt, dass es Menschen ausgeglichener und zufriedener stimmt, wenn sie sich bewusst an angenehme Geschehnisse erinnern, vielleicht sogar darüber Tagebuch führen. Cassie Holmes hat es sich zur Angewohnheit gemacht, beim Abendessen ihre beiden Kinder und ihren Mann nach ihrem Lieblingserlebnis an diesem Tag zu fragen. Zur Not reicht es auch, sich abends beim Zähneputzen ins Gedächtnis zu rufen, was heute so richtig gut lief.
5 Reservieren Sie sich Auszeiten vom Kümmern
Das Erwachsenendasein ist bestimmt von Pflichten und Verantwortung: im Beruf, gegenüber den Eltern, der Partnerin, den Kindern. „Zeitarmut“ nennt die Psychologin Ashley Whillans den prekären Mangel an freier Zeit (siehe Heft 10/2021). In einer weltweiten Befragung stellte sie fest, dass Eltern – insbesondere Mütter – kleiner Kinder am stärksten von dieser Armut betroffen sind.
Umso wichtiger ist, die Zeiten des Kümmerns aufzuteilen: An bestimmten Tagen bin ich, an anderen bist du (oder der Schwiegervater) zu 100 Prozent dafür zuständig, die Kinder morgens schulfertig zu machen. Und ich halte mich raus, auch wenn’s bisweilen schwerfällt, wie Cassie Holmes einräumt: „Wenn Litas Haare nicht so frisiert sind, wie ich es mag, und Leos Kleidungsstücke nicht zueinander passen, muss ich das halt schlucken.“
6 Nehmen Sie sich Zeiten zum Nachdenken
Der frühere US-Außenminister George Shultz hatte eine feste Gewohnheit: Für eine Stunde pro Woche erklärte er sein Büro zur störungsfreien Zone, um – bewehrt mit Papier und Stift – in aller Ruhe und Konzentration über langfristige Strategien nachzudenken. Eine solche Shultz hour ist eine produktive Sache, meint Holmes. Man reserviert etwa eine Joggingrunde oder einen Hundespaziergang, um gezielt über anstehende Entscheidungen nachzudenken – und all die Optionen „nach ihrer Wünschbarkeit statt bloß nach ihrer Machbarkeit zu gewichten“.
7 Gönnen Sie sich Zeit zum Nichtstun
Es ist nützlich, seine Zeitaufteilung zu planen, und es ist schön, sich auch in der Freizeit Dinge vorzunehmen. Aber wie wir alle wissen und es zu selten praktizieren: Es tut gut, wenn es Felder in unserem Terminkalender gibt, die wir bewusst freihalten, zum Beispiel die Sonntagnachmittage. Dann können wir ein Schläfchen halten, etwas spielen, eine Serie schauen – oder einfach hemmungslos die Zeit verplempern.
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Wie wir mehr Zeit für das finden, was uns guttut in Glückliche Stunden gesucht
Wie wir uns von der Arbeitsanspannung lösen können in „Erholsam ist schon, wenn man über seine Freizeit selbst entscheidet“
Aus der Vogelperspektive
Oft ist es gut, einen Schritt zurückzutreten, das weitet die Perspektive. Das gilt auch für den Zeithorizont. In einer großen Umfrage wollten Cassie Holmes und ihr Team wissen, wie Menschen sich ihre persönliche Zeit vorstellten. Diejenigen, die eher aus der Vogelperspektive auf ihr Leben schauten und dort unten „all die Tage, Wochen und Monate ausgebreitet“ sahen oder gar „meine ganze Lebensspanne“ überblickten, erwiesen sich als zufriedener als diejenigen, die ihrem Tagwerk verhaftet waren. Offenbar verhilft die geweitete Zeitperspektive zu einer gelasseneren Sicht: All das, was mich jetzt so bedrängt oder bedrückt, wird vorübergehen. In der Vogelsicht, so Holmes, kommt das größere Ganze zum Vorschein, „die vielen regen Jahre, die man schon gelebt hat,“ und „all die, die man noch gestalten kann“.
Auch offenbart der Vogelblick, dass dieses Leben keineswegs so einförmig verlaufen ist, wie uns die Scheuklappensicht des täglichen Trotts suggeriert: Über all die Jahre hat sich viel getan. Interessen, Hobbys, politische Ansichten haben sich ebenso verändert wie der ganze Bezugsrahmen. Doch gleichzeitig, schreibt Holmes, rücken die übergeordneten persönlichen Konstanten ins Blickfeld, das was uns wirklich am Herzen liegt: „Personen, die über eine Vogelperspektive auf die Zeit berichteten, verwendeten mehr Wochenstunden auf Dinge, die sie als wichtig empfanden, als auf solche, die bloß dringlich waren.“
Quelle
Cassie Holmes: Happier Hour. How to Beat Distraction, Expand Your Time, and Focus on What Matters Most. Gallery Books 2022