Können Sie sich James Bond mit Babytrage vorstellen? 2018 brachte die Boulevardpresse ein Foto des Bond-Darstellers Daniel Craig, auf dem er seine neugeborene Tochter im Gurt vor der Brust spazieren trug. Das Bild schlug hohe Wellen: Ein britischer Fernsehmoderator verspottete den Schauspieler, betitelte ihn gar als „entmännlichten Bond“. Schließlich gilt der Filmheld mit seinen waghalsigen Missionen, kostspieligen Luxusartikeln und schnelllebigen Affären als Inbegriff vollendeter Maskulinität: keine…
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Maskulinität: keine Gefühle zeigen, entschlossen und aggressiv handeln, feste Bindungen meiden, Probleme eigenständig klären – notfalls allein gegen den Rest der Welt.
Craig als liebender, fürsorglicher Vater passte da offenkundig für manche schlecht hinein. Dabei steht der von ihm verkörperte Geheimagent in seinem letzten Abenteuer plötzlich selbst vor der Mission, seiner mutmaßlichen Tochter ein Frühstück zu bereiten (lesen Sie dazu auch Der Spion, der seine Mutter liebte).
Gesellschaftlich bevorteilt, privat im Zwiespalt
Sicher, heute bekennt sich kaum noch jemand öffentlich zu einer derart rigiden Vorstellung von Männlichkeit. Die althergebrachten Geschlechterrollenbilder scheinen an vielen Stellen überholt, doch sie wirken noch immer weiter. Zahlen dazu offenbaren einen merkwürdigen Widerspruch in den Geschlechterverhältnissen: Auf der einen Seite sind Männer auf zahlreichen Gebieten bevorteilt. Sie beziehen im statistischen Mittel mehr Einkommen, besitzen mehr Geld und Ländereien, besetzen häufiger Machtpositionen, verrichten seltener unbezahlte Arbeit – etwa im Haushalt oder bei der Pflege von Angehörigen – und erhalten höhere Renten.
Auf persönlicher Ebene haben Männer aber dennoch mit vielen Problemen zu kämpfen, den materiellen Privilegien zum Trotz: Sie tun sich oftmals schwerer in der Schule und in der Ausbildung – ein großer Teil der Abgänger ohne Hauptschulabschluss ist männlich. Sie werden häufiger abhängig von Alkohol und illegalen Drogen. Rund drei von vier Wohnungslosen sind männlich. Bei bestimmten psychischen Erkrankungen, etwa der Schizophrenie, sind die Folgen für Männer schwerwiegender.
Bei Tötungsdelikten sind rund acht von zehn Tatverdächtigen in Deutschland männlich. Gleichzeitig werden Männer auch häufiger Opfer von Mord, Raub und Körperverletzungen. Im Schnitt sterben Männer fünf Jahre früher als Frauen. Kurzum: Viele Männer haben zwar deutlich bessere Voraussetzungen für ein erfülltes Leben, können diese Chance aber nicht so recht nutzen.
Traditionelle Männlichkeit als Teil des Problems
Es sei eine Ideologie „traditioneller Maskulinität“, die für viele der Probleme mitverantwortlich sei, erklärt ein im Jahr 2018 veröffentlichter Leitfaden der American Psychological Association (APA). Dieser einflussreiche Verband hat bereits mehrere Richtlinien zur psychologischen Unterstützung speziell für benachteiligte Minderheiten auf den Weg gebracht. Dass mit Männern aber eine sozial dominante Gruppe ins Blickfeld rückte, war neu.
Die Argumentation: Manche Eigenschaften, die als „klassisch männlich“ gelten, könnten einengen und Schaden anrichten – sowohl bei den Betroffenen selbst als auch in ihrem Umfeld. Stoizismus, Autonomie, Wettbewerbsdenken oder Aggression mögen in bestimmten Situationen hilfreich sein, in anderen stehen sich Männer damit aber selbst im Weg. Deswegen hat der Psychologenverband Empfehlungen ausgearbeitet, die eigens auf die Versorgung von Männern zugeschnitten sind.
Der starke Hengst bringt sexuelle Leistung
Mit ihrem Leitfaden legte die APA den Finger in die Wunde: In jüngerer Zeit ist die Geschlechterdebatte wieder heftig aufgeflammt. Neurechte Bewegungen kämpfen für eine Restauration der traditionellen Rollenverteilung und wollen klassisch maskuline Werte wie Disziplin und Willensstärke wieder groß machen. Weltweit agieren autoritär denkende Staatsmänner wie Wladimir Putin, Viktor Orbán, Recep Erdoan.
Es gibt aber auch eine starke Strömung in die entgegengesetzte Richtung: Seit 2017 rückt die MeToo-Bewegung sexuelle Übergriffe in den Fokus. Feministinnen der dritten Welle hinterfragen ein binäres Geschlechtermodell, das Menschen allein in Männer und Frauen aufteilt. Begriffe wie „toxische Maskulinität“ machen die Runde und werden immer wieder kontrovers diskutiert. Doch was zählt eigentlich als männlich? Wie werden diese Konzepte weitergegeben? Und inwiefern richtet eine traditionelle Maskulinität tatsächlich Schaden an?
Die psychologische Forschung untersucht schon seit längerem, wie Geschlechterrollen unsere Identität prägen. Einerseits können sie Halt geben, für Stabilität und Orientierung sorgen. Wer diese Normen allzu starr befolgt, engt sich jedoch ein und kann sich als Mensch nicht frei entfalten. Psychologen sprechen von einem „Geschlechterrollenkonflikt“. Vielen Männern wird beispielsweise beigebracht, autark zu handeln und ihre Angelegenheiten selbst zu regeln. Für sich genommen ist das eine wertvolle Kompetenz – völlig unabhängig vom Geschlecht.
Zum Problem wird es, wenn man das Prinzip zum unumstößlichen Gesetz erhebt. Was ist, wenn wir plötzlich doch auf Hilfe angewiesen sind? Bei psychischen Krisen versuchen einige Männer, ihre Sorgen geheim zu halten, Schmerzen zu ertragen und bloß keine Schwäche zu zeigen. Handeln die eigenen Freunde dann ebenfalls so, führt es dazu, dass Männer die Probleme ihrer Geschlechtsgenossen kaum wahrnehmen – schließlich ist jeder damit beschäftigt, den starken Mann zu mimen. Die Folge: Sie fühlen sich noch hilfloser, weil sie annehmen, sie seien mit ihrem Kummer allein.
Schweigen macht alles schlimmer
Der britische Psychologe Omar Yousaf und sein Team untersuchten 2015, warum sich Männer bei Depressionen und Ängsten oft sträuben, professionelle Hilfe zu suchen. Dafür befragten sie ihre Versuchspersonen nach ihren Einstellungen hinsichtlich klassisch männlicher Normen, etwa: „Ein Mann sollte niemals zugeben, dass andere seine Gefühle verletzen.“ Oder: „Ein Mann sollte für Disziplin in der Familie sorgen.“ Wer solchen Aussagen bereitwillig zustimmte, dem widerstrebte es besonders, im Krisenfall psychologischen Rat anzunehmen.
Das kann handfeste Folgen haben: Einige Männer verlagern ihre psychischen Symptome in selbstschädigende Verhaltensweisen – etwa riskante Fahrmanöver, exzessives Arbeiten oder Substanzkonsum. So bleibt ihr männliches Selbstbild vielleicht geschützt. Gleichzeitig verschlimmert es aber ihre Situation.
Auch die Suizidrate ist bei Männern ungleich höher: Einer weltweiten Statistik zufolge töten sie sich viermal häufiger als Frauen. Manche Gesundheitskampagnen versuchen nun, ihre Anzeigen besser auf die Bedürfnisse von Männern auszurichten. „Echte Männer. Echte Depression“, textete der nationale Gesundheitsdienst der USA bei einer Plakataktion. Doch ist es nicht gerade ein Zeichen von Schwäche, die eigene Verwundbarkeit nicht wahrhaben zu wollen?
Ein Ideal, das kaum jemand erfüllt
„Die Männlichkeit schlechthin gibt es überhaupt nicht“, meint der Soziologe und Sozialpsychologe Rolf Pohl, bis 2017 Professor an der Universität Hannover. Die Vorstellungen von Maskulinität unterscheiden sich kulturell und wandeln sich stetig im Laufe der Zeit: Zum Männerbild der Aristokratie gehörten etwa ein edles Auftreten, vollendete Manieren und Geschick beim Reiten und Jagen.
Mit dem Aufkommen der Industriegesellschaften verblasste dieses Konzept immer weiter. Stattdessen setzte sich der bodenständige und aufrichtige Familienernährer als männliches Ideal durch. Heute orientieren sich viele am Bild des findigen Unternehmers, der seine ganz eigene Vision verfolgt, Konkurrenten aussticht und sich auch privat gern risikofreudig zeigt. „Es gibt das westliche Ideal des starken, wirtschaftlich erfolgreichen Managertypen, weiß und heterosexuell“, so Pohl.
Man spricht hier auch von „hegemonialer Männlichkeit“. Der Begriff stammt von der australischen Soziologin Raewyn Connell und meint eine soziale Praxis, die die dominante Stellung von Männern in der Gesellschaft absichern soll. Dazu wird ein bestimmtes Bild als Ideal verkündet – auch wenn es nur die wenigsten erfüllen können. Wer diesem nicht entspricht, muss dann in den hinteren Reihen Platz nehmen. Das betrifft nicht nur Frauen, sondern auch Männer, die diesem Bild nicht entsprechen – beispielsweise schwule, nichtweiße oder behinderte Männer.
Sanktionen als Preis der vermeintlichen Unabhängigkeit
Aber selbst diejenigen, die von den Normen nur leicht abweichen, müssen zuweilen mit Sanktionen rechnen. Unter Kindern und Jugendlichen ist der Druck besonders groß: Sie reden beispielsweise von „Schwuchtel“ oder „Pussy“, wenn ein Kumpel in Tränen ausbricht oder offen Angst zeigt. Die meist neckisch gemeinten Kommentare enthalten eine versteckte Warnung: Vorsicht, du entfernst dich grad von deiner männlichen Rolle!
In einer Interviewstudie der US-amerikanischen Clark University aus dem Jahr 2016 erzählten männliche Teenager von gemischten Reaktionen auf solche Zurechtweisungen. Einige empfanden sie als verletzend. Andere verteidigten sie hingegen als willkommene Abhärtungen, die ihnen dabei hülfen, ihre Gefühle herunterzuschlucken und zum „echten Mann“ zu werden. Einige betonten gar, es handle sich um eine freundschaftliche Geste: „So etwas machst du nicht mit irgendwem, sondern mit jemandem, der dir nahesteht“, sagte einer der Interviewten. „Irgendwie erzeugt es eine Bindung.“
Es ist paradox: Die meisten verbinden Maskulinität mit Freiheit und Unabhängigkeit. Auf der anderen Seite existieren äußerst penible Vorstellungen davon, was genau sich für Männer geziemt und was nicht. „Männliches Privileg hat seinen Preis: das Befolgen einer sexistischen Ideologie, die die Vorherrschaft der Männer sichert, sie aber auch daran hindert, sich anpassungsfähig zu entfalten“, schreibt die APA in ihrem Leitfaden.
Die Zurichtung auf ein enges Normengerüst ist also der Tribut, der für die Fortführung männlicher Dominanz entrichtet werden muss. Um ihre überlegene Stellung in der Gesellschaft zu sichern, opfern Männer ebenjene Selbständigkeit, die ihnen ihre Geschlechterrolle verheißt.
„Von seinem Ideal von Autonomie und Überlegenheit ist der Mann nirgends stärker entfernt als auf dem Feld der Sexualität“, sagt Rolf Pohl. Zur traditionellen Idee von Männlichkeit gehört schließlich auch eine archaische Vorstellung von Heterosexualität: Ein Mann solle Frauen begehren, sie verführen und befriedigen. Das baut Druck auf. Nicht alle können oder wollen stets den „starken Hengst“ spielen. Und es reduziert einen lustvollen, kommunikativen Akt auf den Leistungsaspekt: Aus Flirt und Sex wird eine zu erfüllende Aufgabe.
Pohl spricht von einem Männlichkeitsdilemma: der Wunsch nach Autonomie einerseits, die heterosexuelle Fixierung andererseits. „Seine Begehrensstruktur macht den Mann im höchsten Maße abhängig“, meint Pohl. „Er steht vor einem zwiespältigen Idealbild von Männlichkeit, das er nie wirklich einlösen kann.“
Trauer in Aggression umwandeln
Ein extremes Beispiel hierfür sind sogenannte Incels (von involuntary celibates, auf Deutsch: unfreiwillige Enthaltsame). Diese radikale Splittergruppe von antifeministischen Männerrechtlern gibt Frauen die Schuld für ihr unglückliches Singledasein. „Sie denken, Männer hätten das Grundrecht, von Frauen Sex zu verlangen. Gleichzeitig kriegen sie immer wieder Körbe“, erklärt Pohl.
Auf den krisenhaft erlebten Verlust von Autonomie reagierten einige dieser Männer mit erhöhter Gewaltbereitschaft. Die Konsequenzen sind brutal: In Nordamerika gingen bereits mehrere Amokläufe auf das Konto von Incels. Manche der Täter werden in einschlägigen Internetforen wie Helden verehrt.
Den Begriff der „toxischen Maskulinität“ sieht Pohl übrigens kritisch. „Das, was wir jetzt als toxisch bezeichnen, war vor nicht so langer Zeit ja noch das Ideal. Und auch heute noch lebt das alte Machomodell unter neuem Gewand fröhlich weiter“, so Pohl. Das griffige Schlagwort vernebelt also den Blick auf ein komplexes Phänomen – ganz so, als sei das Mannsein an sich schon eine vergiftete Sache.
Das medizinisch anmutende Label „toxisch“ lässt Männlichkeit außerdem als festes, unabänderliches Phänomen dastehen. Das erweckt den Anschein, als könnten Männer schlichtweg nicht anders – eine fatale Sichtweise. „Obwohl die Biologie natürlich eine Rolle spielt, lässt sich Männlichkeit darauf nicht reduzieren. Sie ist stark kulturell geprägt“, so Pohl. Unflexible Vorstellungen von Männlichkeit können also ausbremsen, im eigenen Handeln beschränken und anderen Schaden zufügen.
Trotz der Schattenseiten ist es allerdings gar nicht so einfach, sich von diesen Konzepten zu lösen – schließlich sind sie tief in der Gesellschaft verwurzelt. Luca Vogel hat sich zum Ziel gesetzt, seine Männlichkeit kritisch zu hinterfragen. Dazu hat er zusammen mit Freunden und Bekannten einen Gesprächskreis gegründet. Der 25-jährige ist zweifacher Familienvater und betrachtet sich als profeministisch. Dennoch beobachtet er bei sich selbst Tendenzen, die ihn stören: „Manchmal habe ich beispielsweise das Gefühl, mit Trauer oder Zurückweisung nicht gut umgehen zu können und sie dann in Aggression umzuwandeln.“
Rollenbilder hinterfragen als erster Schritt, nicht als Lösung
Eine Männergruppe – das erinnert an die etwas angestaubten Institutionen aus früheren Jahrzehnten, bei denen sich Männer zur gemeinschaftlichen Selbstkritik trafen. Vielen ist das Konzept eher als Parodie bekannt, etwa aus dem Film Der bewegte Mann. Doch jenseits aller Klischees: Was passiert da eigentlich wirklich im Gesprächskreis? „Wir treffen uns zu sechst alle zwei Wochen und nehmen uns dann den ganzen Abend Zeit, um zu diskutieren“, sagt Vogel.
Die Gruppe hat eine lange Themenliste. Es geht um Pornokonsum, Körpernormen, Selbstzweifel – und darum, wer eigentlich den Abwasch macht. So banal Letzteres auch klingen mag: An genau diesen Stellen entscheidet sich, wie fair die Pflichten im Alltag verteilt sind. Das eigene Handeln kritisch zu hinterfragen – sei es allein oder in Gruppen – kann dazu beitragen, überholte Rollenbilder auf den Prüfstand zu stellen.
Doch das allein ist kein Allheilmittel für die Schieflage der Geschlechter. Rolf Pohl gibt zu bedenken: Man kann die als negativ erlebten Seiten der Männlichkeit nicht so einfach abschütteln. „Wir sind als Männer in dieses System reingewachsen und haben dessen Prinzipien tief verinnerlicht. Es ist eine Illusion zu glauben: Wenn wir den Männern dieses Teufelswerk etwa in einem Trainingsprogramm austreiben, haben wir endlich harmonische Geschlechterbeziehungen.“ Schließlich wird das globale Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern nicht allein durch persönliches Fehlverhalten gefestigt – es sind vielmehr strukturelle Ursachen, die es aufrechterhalten.
Rock tragen, aber nicht abwaschen
Die Konflikte im Privaten spiegeln also stets auch die dominante Rolle von Männern in der Gesellschaft wider, sie auf persönlicher Ebene anzugehen ist daher schwierig. Das beschreibt auch die Psychologin Ann-Madeleine Tietge in ihrer Doktorarbeit. Dafür interviewte sie heterosexuelle Paare aus dem alternativen Milieu, die versuchten, eine klassische Rollenteilung in ihrer Beziehung aufzubrechen. Doch die Paare blieben hinter ihrem eigenen Anspruch zurück. Auch jene Männer, die nach eigenem Bekunden herkömmliche Männlichkeitsnormen ablehnten, waren selbst nicht frei davon.
Sie erzählten beispielsweise, dass sie auf Machoverhalten verzichteten und auch mal einen Rock trügen. Gleichzeitig scheuten sie sich aber davor, die Ungleichheiten in ihrer privaten Beziehung als solche zu benennen – etwa wenn ihre Partnerin wieder einmal für den Großteil der Hausarbeiten oder Kinderbetreuung aufkam. Diese Unterschiede galten schnell als private Vorlieben, nicht als geschlechterspezifische Rollen.
Der Wunsch nach einem emanzipierten Beziehungsalltag bleibe oftmals hohle Rhetorik – und die kulturell vermittelten Rollenmuster bahnten sich insgeheim trotzdem ihren Weg in die Partnerschaft, so Tietges Fazit: „Sofern der Partner nicht mehr als der Familienernährer gilt, sucht er nach Wegen, seine Überlegenheit und seine Männlichkeit in der Beziehung dennoch zu stabilisieren.“
Geschlechterrollen im Wandel
Und trotzdem: Die Geschlechterrollen befinden sich in einem stetigen Wandel. Die öffentlichen Debatten über Männlichkeit wirken auch auf das Miteinander ein. Selbst der Über-Mann James Bond ist inzwischen nicht mehr der Alte.
Gerierte sich der Geheimagent in den 1960er Jahren noch als cocktailschlürfender Schürzenjäger, ist der von Craig verkörperte Bond in seinem männlichen Ausdruck deutlich zwiespältiger. Die Waffen und schnellen Autos bleiben ihm erhalten. Gleichzeitig hat er aber auch mit Einsamkeit und posttraumatischen Symptomen zu kämpfen – und deutete homoerotische Erlebnisse an.
Zuletzt opfert er sich gar selbst für Welt und Familie. Ob er auf diesem Weg auch sein hypermaskulines Erbe mit ins Grab nimmt, bleibt offen.
Zum Weiterlesen
APA Guidelines for Psychological Practice with Boys and Men. American Psychological Association, Washington, D.C. 2018
Ann-Madeleine Tietge: Make Love, Don’t Gender!? Heteronormativitätskritik und Männlichkeit in heterosexuell definierten Paarbeziehungen. Springer VS, Wiesbaden 2019
Quellen
American Psychological Association. (2018). APA guidelines for psychological practice with boys and men. American Psychological Association, Washington DC.
Lengersdorf, D., & Meuser, M. (2010). Wandel von ArbeitWandel von Männlichkeiten. Österreichische Zeitschrift für Soziologie, 35(2), 89-103.
Mahalik, J. R., Good, G. E., Tager, D., Levant, R. F., & Mackowiak, C. (2012). Developing a taxonomy of helpful and harmful practices for clinical work with boys and men. Journal of counseling psychology, 59(4), 591.
Reigeluth, C. S., & Addis, M. E. (2016). Adolescent boys’ experiences with policing of masculinity: Forms, functions, and consequences. Psychology of Men & Masculinity, 17(1), 74.
Tietge, A. M. (2019). Make Love, Don't Gender!? Springer Fachmedien Wiesbaden.
Yousaf, O., Popat, A., & Hunter, M. S. (2015). An investigation of masculinity attitudes, gender, and attitudes toward psychological help-seeking. Psychology of Men & Masculinity, 16(2), 234.