Da hatte sich einer von allen Annehmlichkeiten des Lebens losgesagt und eine Tonne zum Wohnort gewählt. Von dem mächtigsten Mann der Welt angesprochen, trug er einen einzigen Wunsch vor: Er möge ihm doch aus der Sonne gehen. Diogenes von Sinope hieß der Tonnenbewohner, und wir kennen ihn noch 2500 Jahre später.
Was fasziniert uns an Diogenes? Sein Mut, Alexander dem Großen mit dieser Provokation zu begegnen? Die innere Freiheit, die aus seiner Antwort spricht? Oder schlicht die Coolness, dem Herrscher…
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zu begegnen? Die innere Freiheit, die aus seiner Antwort spricht? Oder schlicht die Coolness, dem Herrscher gleichsam den gestreckten Mittelfinger entgegenzuhalten?
Was die Sympathie für Diogenes deutlich erleichtert: Er wohnt nicht in unserer Nachbarschaft. Er ist auch kein Kollege, mit dem wir ein nächstes Projekt erfolgreich absolvieren sollen. Und als Freund wünschen wir uns auch eher jemanden, der seinen Mitmenschen freundlich und nicht mit demonstrativer Verachtung entgegentritt. Die Zyniker unter unseren Zeitgenossen – benannt nach der antiken Philosophenschule der Kyniker, zu deren wichtigsten Vertretern Diogenes zählte – sind jedenfalls alles andere als beliebt.
Schon der Name der philosophischen Denkrichtung dokumentiert die Stellung am Rande der Gesellschaft: Er ist abgeleitet von kyon, Hund, den wir uns nicht als Hofhund, sondern als Streuner vorstellen müssen.
Seinen Mitmenschen galt der Kyniker, wie es in einer Monografie heißt, „als egoistischer, exzentrischer, asozialer Querulant, der normale Bürger anpöbelt, anbettelt und obendrein verhöhnt, in selbst gewollter Armut auf Ehe, Familie, Freunde verzichtet – und sich den Göttern für ebenbürtig hält“. Der Kyniker wendet sich gegen die große Bedeutung von Macht, Geld und Status und fällt mit großer Lust an beißendem Spott über alle her, die seine Haltung zum Leben nicht teilen.
Um heute als Zyniker zu gelten, muss man sich nicht über die Maßen exzentrisch aufführen. In den Studien des Instituts für Soziologie und Sozialpsychologie der Universität zu Köln gilt etwa die Zustimmung zu Aussagen wie diesen als Zeichen von Zynismus: „Die meisten Menschen wollen einen ausnutzen.“ Oder: „Für die meisten Menschen sind Freundschaften nur Mittel zum Zweck.“ Oder: „Es ist besser und sicherer, Fremden nicht zu vertrauen.“ Oder: „Die meisten Menschen lügen, um sich Vorteile zu verschaffen.“
Der Gegenpart des Zynikers: der Idealist
Ein Gradmesser für die Position eines Menschen auf der Persönlichkeitsskala zwischen Zynismus und Idealismus, seinem Widerpart, ist sein Verhalten im sogenannten Vertrauensspiel: Dem Probanden werden zehn Euro gegeben. Er kann das Geld behalten oder weitergeben. Wenn er das Geld weitergebe, so die Ansage des Spielleiters, werde eine zweite Person zusätzlich 20 Euro bekommen, und beide könnten die Summe dann teilen – macht für jeden 15 Euro. Wer dem zweiten Teilnehmer vertraut, hat also die Aussicht auf einen Zugewinn von 50 Prozent.
Was tut der Zyniker (der auch eine Zynikerin sein kann, es gibt keinen statistisch nachweisbaren Zusammenhang mit dem Geschlecht)? Er nimmt die zehn Euro, behält sie und verzichtet auf die Chance, weitere fünf zu bekommen.
Dass man sich mit dieser Haltung viele Möglichkeiten verschließt, ist offenkundig. Allerdings meidet man auch Risiken, von anderen ausgenutzt oder über den Tisch gezogen zu werden. Was die Sozialforscher der Uni Köln nun nachgewiesen haben: Langfristig stehen Zyniker dennoch schlechter da als Idealisten.
„Unsere Studie zeigt, dass ein zynisches Menschenbild zu einem geringeren Durchschnittseinkommen und einer flacheren Einkommensentwicklung führt als ein idealistisches Menschenbild“, sagt Daniel Ehlebracht, einer der beiden Autoren. Seine Kollegin Olga Stavrova ergänzt: „Für Zyniker wiegen die Kosten verpasster Kooperationen finanziell tatsächlich schwerer als der Schutz vor vermeintlicher Ausbeutung.“
Je korrupter das Land, desto weniger schadet Zynismus
Ein wichtiger Faktor hierfür ist das soziale Klima in der Gesellschaft: Je entspannter es ist, umso negativer wirkt sich Zynismus auf das Einkommen aus. In Deutschland und anderen westeuropäischen Ländern ist der Unterschied signifikant. Je höher allerdings die Kriminalitätsrate in einem Staat, je ausgeprägter die Korruption, umso geringer die Nachteile für den Zyniker – weil sich sein Misstrauen zunehmend als realistisch erweist.
So haben die Kölner Forscher ermittelt, dass Zynismus in den Staaten des ehemaligen Ostblocks deutlich stärker ausgeprägt ist. „Die Gründe dafür mögen im repressiven politischen System und der systematischen Bespitzelung der Menschen über viele Jahrzehnte liegen“, sagt Olga Stavrova. „Auch die wirtschaftliche Situation in diesen Ländern ist weniger stabil, es gibt sehr viel Korruption und weniger Vertrauen in die staatlichen Institutionen. Das mag dazu beitragen, ist aber zunächst nur eine Spekulation.“
Feindseliges Misstrauen kann die Lebenserwartung senken
Unter dem Strich jedenfalls ist Zynismus wirtschaftlich eher schädlich. Und auch aus gesundheitlicher Perspektive ist er keine förderliche Lebenshaltung. Länger schon ist bekannt, dass Misstrauen, das sich bis zur Feindseligkeit steigert, Herzkrankheiten befördern und die Lebenserwartung senken kann. Nun nährt eine finnische Studie zusätzlich den Verdacht, auch das Demenzrisiko könne bei Zynikern höher sein.
Ist diese Gefahr bislang nur eine vage begründete statistische Größe, sind die negativen Auswirkungen des Zynismus im Alltag abgesichert. Olga Stavrova: „Zyniker werden von anderen Menschen nicht als positiv oder angenehm wahrgenommen, ihre Haltung ist ein Anlass für Diskriminierung. Und auf die Weise wird der Zyniker tatsächlich weniger respektvoll behandelt als der Idealist. Was seine Haltung bestätigt.“ So füttert der Zynismus sich selbst.
Es kann nicht überraschen, dass Menschen mit dieser Einstellung beruflich hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben. Das hat der Unternehmensberater und Psychologe Winfried Berner immer wieder beobachtet. „Zyniker sind häufig Menschen, die sich im Abseits befinden. Auch solche, bei denen man erst einmal denkt: Mensch, wie kann jemand mit diesem klaren Blick hier als einfacher Gruppenleiter eingesetzt sein? Wenn man sie dann besser kennenlernt, versteht man, warum.“ Das Misstrauen und ihre Verachtung der Kollegen und des Managements, ja häufig des Unternehmens selbst, blockieren die Karriere.
Wie wird man zum Zyniker?
Wie kommt es, dass sich ein Mensch in eine derart destruktive Haltung hineinmanövriert? „Der Ausgangspunkt ist der Glaube an eine gerechte Welt“,erläutert Professor Michael Linden, Psychologe und Facharzt für Neurologie, Psychiatrie, psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Er leitet die Forschungsgruppe Psychosomatische Rehabilitation an der Berliner Charité. Menschen haben das natürliche Bedürfnis, zu glauben, dass es auf der Welt im Großen und Ganzen gerecht zugeht und jeder bekommt, was er verdient.
„Wird dieser Glaube durch Kränkung, Herabwürdigung oder Ungerechtigkeit verletzt, durch den Verstoß gegen für sie grundlegende Wertsetzungen, können Menschen verbittern“, so Linden. „Wenn sie sich nicht wehren können, wenn sie hilflos oder verloren sind, dann ist die Verbitterung eine Art Last-Resort-Emotion. Es ist eine sehr komplexe Emotion. Man ist gefangen darin. Und der Zynismus kann ihre Fassade sein.“ Michael Linden sieht einen wichtigen Zusammenhang mit dem Erfahren von Hilflosigkeit.
„Ich erlebe, dass jemand etwas für mich völlig Unverständliches macht – wovon ich vielleicht sogar selbst betroffen bin! –, aber ich habe keine Möglichkeit zu intervenieren. Ich kann das Ganze nur erdulden und erleiden. Dann ist Zynismus eine Art Selbsthygiene.“
Ein typischer Auslöser: der Verlust des Arbeitsplatzes. Wie eine Studie der Universität Manchester mit 7000 Teilnehmern belegt, wirken sich Entlassungen häufig langfristig negativ aus. Das Misstrauen und der Zynismus der nun Arbeitslosen halten sich oft bis zu zehn Jahre nach dem traumatischen Erlebnis und werden bei vielen selbst durch den Einstieg in einen neuen Job nicht geheilt.
Ein überraschender Befund für den Leiter der Studie, James Laurence: „Die Ausprägung der Bereitschaft, anderen Menschen zu vertrauen, ist eigentlich über die Lebensspanne hinweg stabil.“ Die Untersuchung zeige allerdings, dass eine Kündigung den Blick auf die Welt grundlegend und langfristig verändern könne.
Wobei es nicht unbedingt einer Kündigung bedarf, um aus einem engagierten Mitarbeiter einen Zyniker zu machen, berichtet der Unternehmensberater Winfried Berner. Es kann auch die Erfahrung des Scheiterns an einer Aufgabe sein. „In vielen Zynikern, die ich erlebt habe, steckten gescheiterte Missionare. Sie sind einmal losmarschiert mit der positiven Intention, in einem Unternehmen etwas zu bewegen und zu verändern. Sicherlich auch mit klugen Überlegungen dahinter. Und dann sind sie an den Strukturen zerschellt.“
Als klassisches Muster sieht Berner den ungestümen Auftritt jüngerer Mitarbeiter, die stark von ihrer Sachlogik getrieben seien und kein Gespür für die Eigeninteressen anderer, politische Strukturen, Machtgefüge, Seilschaften oder das Selbstwertgefühl der Etablierten hätten. Nach dem Motto: Ihr bekommt das nicht mehr hin, geht mal auf die Seite, lasst mich mal!
„So stoßen sie viele Leute vor den Kopf, die sich als Deppen dargestellt fühlen. Diese jungen Wilden bringen durch ihre Herangehensweise das Establishment der Organisation gegen sich auf. Werden vielleicht auch von denjenigen, die sie losgeschickt haben, in ihrem Kampf allein gelassen, holen sich eine krachende Niederlage – und stehen dann irgendwann da und sagen: ,Ja, bin ich denn blöd? Ich versuche hier etwas zu verändern, und die, die das eigentlich unterstützen müssten, werfen mir Knüppel zwischen die Beine.‘ So wird man zum Zyniker.“
Posttraumatische Verbitterungsstörung
Die Schuld für das Scheitern schreibt der oder die Betreffende den Strukturen zu, nicht sich selbst. Deshalb dürfe jetzt, so Berner, eines nicht passieren: dass ein anderer kommt, dieselben Veränderungen anstrebt – und damit Erfolg hat! Das wäre eine Katastrophe für den Zyniker, weil dann ja bewiesen sei: „Es liegt nicht an den anderen, dass ich gescheitert bin, es liegt an mir und an meiner Unzulänglichkeit.“ Das wäre eine zu starke Kränkung. „Also wird der Zyniker alles dafür tun, dass der nächste Anlauf zur Veränderung auch wieder scheitert.“ Aus dem Missionar ist ein Blockierer geworden.
Sind die Kränkung und zynische Abwehrhaltung stark und chronisch, spricht Michael Linden von einer „posttraumatischen Verbitterungsstörung“. Sie kann für das Unternehmen, für Kollegen, aber auch für das private Umfeld dramatische Folgen haben, sagt Linden: „Der Verbitterte schlägt noch einmal zurück, ohne Rücksicht auf Verluste. Da spielt die Verachtung für den Aggressor, für die Welt, aber auch für sich selbst eine zentrale Rolle. Das macht solche Menschen durchaus auch gefährlich, da sie erweiterte Suizide oder Amokläufe begehen können. Verbitterte wollen, dass die Welt sieht, was sie ihnen angetan hat. Und deswegen weisen sie Hilfen in der Regel zurück.“
In einem selbstgebauten Gefängnis
Zynismus ist, einmal angelegt, eine stabile Akzentuierung der Persönlichkeit. „Nicht ganz so stabil wie die Persönlichkeitsmerkmale der Big Five“, schränkt Olga Stavrova ein, „aber dennoch sehr konstant.“ Therapeuten wie Michael Linden sehen den Grund dafür auch in der geringen Leidenseinsicht der Zyniker. Nicht sie tragen ja die Verantwortung für ihre Ausgrenzung oder den mangelnden beruflichen Erfolg, sondern die anderen. Das gelte auch für Verbitterungsgestörte, sie seien nur bedingt handlungsoffen.
Winfried Berner spricht von einem selbstgebauten Gefängnis. „Zyniker haben sich auf eine Position und Grundhaltung festgelegt und wollen unter keinen Umständen den Eindruck entstehen lassen, dass sie von ihrer sorgsam analytisch begründeten Einsicht, was das für ein korruptes Unternehmen sei, abweichen. Und deswegen tun sie sich schwer wie trotzige Schulbuben, aus ihrer Ecke herauszukommen.“
Manchmal habe man Glück und könne einen solchen Mitarbeiter in einem Veränderungsprojekt mitnehmen, berichtet Berner. „Dafür muss es gelingen, mit ihm über diese ganze Situation zu reden – was sehr schwierig ist, weil diese Leute sich nur sehr schwer öffnen.“ Damals hätten eben die Verhältnisse zum Scheitern beigetragen. „Aber heute ist es ja ganz anders“, ist dann Berners Botschaft, „und mit deiner Intelligenz und Erfahrung kannst du einen wichtigen Beitrag für den heutigen Erfolg leisten. Diesmal kriegen wir die Sache gedreht, mach mit!“
Die zweite, noch schwierigere Option: Der Zyniker gesteht sich sein Leiden ein. „Dann“, so Berner, „wäre folgendes Angebot im Gespräch sinnvoll: ,Angenommen, ich wäre mutiger, dann würde ich …‘ – zum Beispiel aus diesem Scheißladen rausgehen und mir etwas anderes suchen. Um wie viel unglücklicher kann ich noch werden, wenn ich die Firma wechsle? Das Potenzial nach unten ist ja doch schon ziemlich ausgeschöpft.“
Wider den Zynismus: Selbstkontrolle, Weisheit, Empathie
Dieselbe schwierige Ausgangssituation gilt erst recht für Therapieangebote, die meist schon aufgrund der mangelnden Leidenseinsicht nicht wahrgenommen werden. Überwindet der Zyniker diese Schwelle, setzt der Verhaltenstherapeut Michael Linden zunächst auf ein hohes Maß an Empathie: „Ich muss dem Patienten vermitteln, dass ich nachvollziehen kann, was er erlitten hat – ohne den Hauch einer Relativierung!“
Dann gehe es um ein klassisches therapeutisches Vorgehen: „Wir schauen uns die Situationen an, in denen sich der Zynismus schädlich auswirkt, den damit verbundenen Affekt, die Kognitionen, die dabei mitlaufen, prüfen die Charakteristika der auslösenden Situation und versuchen dann vorsichtig, an all diesen Stellen Gegenstrategien einzubauen.“
Auch das Training von Weisheitskompetenzen könne helfen. „Weisheit definieren wir als die Kompetenz, unlösbare Lebensprobleme zu lösen“, erläutert Linden. „Dazu gehört unter anderem die Fähigkeit, sich in die Perspektive eines anderen hineinzuversetzen, nicht nur kognitiv, sondern auch emotional. Ein Empathietraining kann also helfen.“ Hier sieht Olga Stavrova ein interessantes Forschungsfeld: „Wir wollen jetzt ermitteln, wie gut oder schlecht es Zynikern gelingt, die Perspektive anderer Menschen einzunehmen. Das würde Aufschluss geben über die Therapierbarkeit.“
Mitunter, sagt Michael Linden, sei aber auch eine paradoxe Intervention der richtige Ansatz. „Nach dem Motto: ,Dein Arbeitgeber hat dir schon den Job geraubt – willst du ihm erlauben, auch noch deine Ehe zu zerstören?‘ So wird Heilung zur Rache.“
Kabarettisten: anerkannte Berufszyniker
Im gesellschaftlichen Gesamtgefüge kann Zynismus sogar eine gleichsam sozialverträgliche Rolle einnehmen, meint Linden: als Ventil. „Gerade in Zeiten der Political Correctness, wo wir von Verhaltensregeln geradezu umstellt sind, kann das eine wichtige Funktion sein“, betont der Mediziner der Charité.
„Wenn alle mit der Schere im Kopf herumlaufen, kann der scharfe Witz, die bissige Bemerkung entlasten. Aber eins muss klar sein: Das ist eine Aggression! Eine der wenigen gesellschaftlich akzeptierten aggressiven Handlungen. Der Zynismus ist hier das Ventil der Hilflosigkeit gegenüber Denk- und Sprechverboten, eine sozial erlaubte Form, andere Leute zu kränken. Ob sie langfristig zielführend ist, darüber kann man nachdenken.“
Das kommt vor allem auf die Position an, die man bekleidet. Eingebunden in die üblichen Strukturen des Alltags, ist sie, wie alle Studien belegen, überaus hinderlich. Auf einer Bühne oder im Showbusiness kann sie dagegen nachhaltigen Erfolg begründen. Der bekennende Zyniker Harald Schmidt war fast zwanzig Jahre lang einer der Lieblingsintellektuellen der Medien, ein gesellschaftlich akzeptierter Hofnarr, bei dem man nicht so genau wusste, ob seine Provokationen nun derbe Späße waren oder ernst gemeinte Beleidigungen.
Heute balanciert Jan Böhmermann auf diesem schmalen Grat. Nicht unfallfrei, wie der Eklat um sein Gedicht über den türkischen Präsidenten Erdog˘an zeigt. Wenn dagegen der Kabarettist Dietmar Wischmeyer in der Rolle des Bundespräsidenten die Zuschauer der ZDF-heute-show mit „sehr geehrtes Gesocks“ begrüßt, ist ihm fröhliches Gelächter sicher.
Womit wir wieder bei Diogenes wären. „Menschen rief ich, keinen Abschaum“, soll er unmittelbar vor einer von ihm anberaumten Versammlung ausgerufen haben. Worauf er die Ankommenden mit dem Stock vertrieb, berichtet die Sage. Manche macht ihr Zynismus unsterblich. Die meisten nur einsam.
Literatur
Georg Luck: Die Weisheit der Hunde. Texte der antiken Kyniker. Kröner, Stuttgart 1997
Olga Stavrova und Daniel Ehlebracht: Cynical beliefs about human nature and income: Longitudinal and cross-cultural analyses. Journal of Personality and Social Psychology, 110/1, 2016, 116–132