Ein Experiment des guten Lebens

Kann positive Verstärkung eine ideale Gesellschaft schaffen? Noch heute lebt eine ganze Gemeinschaft nach dem Modell aus B. F. Skinners Walden Two.

Das Foto zeigt die Kommune Twin Oaks Community bei ihrem 25-jähriges Jubiläum am  13. Juni 1992.
Eine Kommune nach B. F. Skinners Romanvorlage: Twin Oaks gründete sich 1967 im ländlichen Virginia. © J McCune Porter

Eine Gesellschaft ohne Misserfolg, ohne Langeweile und ohne Leerlauf. Das ist die Vision, die der Psychologe Burrhus Frederic Skinner im Jahr 1948 in seinem Buch Walden Two entwarf. Die beschriebene Gemeinde Walden Two ist eine ländliche Idylle mit freundlichen, ausgeglichenen, kooperativen, künstlerisch interessierten Menschen, die sich vom Leistungsdruck der Konkurrenzgesellschaft befreien konnten, die aber dennoch produktiv arbeiten und die Errungenschaften der modernen Technik im Interesse aller…

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die aber dennoch produktiv arbeiten und die Errungenschaften der modernen Technik im Interesse aller Bewohner nutzen.

Erreicht wird dieses friedliche Zusammenleben durch behavioristische Prinzipien der Verhaltenssteuerung. Der Psychologe B.F. Skinner (1904–1990) war ein führender Vertreter des Behaviorismus. Diese Richtung der Psychologie geht davon aus, dass menschliches Verhalten durch die Interaktion mit der natürlichen und der sozialen Umwelt geformt wird. Die behavioristische Verhaltensanalyse untersucht, in welchen Situationen bestimmte Verhaltensweisen auftreten, welche Konsequenzen sie haben und wie sich diese auf das weitere Verhalten des Individuums auswirken.

Skinners Verhaltensforschung mit Ratten und Tauben

Skinner erforschte seit den 1930er Jahren in Experimenten mit Ratten und Tauben Gesetzmäßigkeiten des Verhaltens. Er zeigte in den Versuchen, dass das Verhalten der Tiere vor allem durch positive Verstärkung gezielt beeinflusst werden kann. Für eine hungrige Ratte ist es eine positive Verstärkung, wenn nach dem Drücken eines Hebels eine Futterkugel in den Käfig fällt. Sie wird dieses Verhalten deshalb wiederholen. Der Prozess, Verhaltensweisen durch Verstärkungen zu fördern, wird operante Konditionierung genannt.

Der Psychoge B.F. Skinner hält eine weiße Taube in der Hand
B. F. Skinner arbeitete mit Tauben. Er erforschte, wie Belohnung und Bestrafung Verhalten steuern.
Der Psychoge B.F. Skinner hält eine weiße Taube in der Hand
B. F. Skinner arbeitete mit Tauben. Er erforschte, wie Belohnung und Bestrafung Verhalten steuern.

Mithilfe dieses Prinzips können Versuchstiere nicht nur einfache Reaktionen, sondern auch komplexe Handlungen erlernen. Während des Zweiten Weltkriegs beschäftigte sich Skinner mit dem Projekt, Tauben in Raketen zu setzen und sie so zu trainieren, dass sie durch Picken auf verschiedene Schalter die Raketen auf bestimmte Ziele lenken sollten. Trotz guter Ergebnisse in seinem Labor konnte er das Militär nicht von der Anwendung überzeugen. Für diese Arbeit wurde Skinner 2024 posthum mit dem Ig-Nobelpreis ausgezeichnet, der für kuriose Forschungsarbeiten vergeben wird.

Die Utopie einer friedlichen Gesellschaft

Nach Ende des Krieges überlegte Skinner, wie die Erkenntnisse über die Steuerung des Verhaltens zu einer friedlichen Welt beitragen könnten. Die Vision einer menschlichen Gemeinschaft, deren Zusammenleben nach Prinzipien der Verhaltenswissenschaft organisiert ist, schilderte Skinner in dem Roman Walden Two. Skinner erklärte später: Als er das Buch schrieb, hätten dramatische Fortschritte bei den experimentellen Methoden die Möglichkeit geschaffen, komplexe Verhaltensweisen mit beachtlicher Genauigkeit vorauszusagen und zu kontrollieren. „Das betraf aber nur Verhaltensweisen von Ratten und Tauben. Ich vermutete zwar, dass die gleichen Methoden sich auch auf Menschen anwenden ließen, war mir dessen aber nicht sicher.“

Eine deutsche Übersetzung von Skinners Roman wurde 1970 unter dem Titel Futurum Zwei veröffentlicht. Eine neue Übersetzung mit dem Originaltitel Walden Two erschien 2002. Der Name des Romans ist von dem Buch Walden des amerikanischen Schriftstellers Henry David Thoreau abgeleitet, der Mitte des 19. Jahrhunderts zwei Jahre lang allein am Waldensee lebte und über seine Erfahrungen mit einem einfachen, naturverbundenen Leben berichtete.

In Skinners Roman besuchen sechs Personen die von einem Psychologen namens Frazier gegründete Gemeinde Walden Two. Sie liegt auf dem Land und hat rund tausend Mitglieder. Einer der Besucher ist der Ich-Erzähler des Romans, der Psychologieprofessor Burris.

Eine Frau in der Kommune Twin Oaks arbeitet an einer Solarpanele
Naturverbunden arbeitet die Gemeinschaft vier Stunden pro Tag und genießt die neusten Technologien.
Eine Frau in der Kommune Twin Oaks arbeitet an einer Solarpanele
Naturverbunden arbeitet die Gemeinschaft vier Stunden pro Tag und genießt die neusten Technologien.
Die Besucher lernen zunächst das Wirtschaftssystem der Siedlung kennen. Alle Waren und Dienstleistungen sind dort kostenlos. Dafür sind die Mitglieder verpflichtet, pro Jahr 1200 Arbeitspunkte zu erwerben, was einer Arbeitszeit von etwa vier Stunden pro Tag entspricht. Für einen Arbeitspunkt muss man im Regelfall eine Stunde arbeiten. Für anstrengende und unbeliebte Tätigkeiten liegt der Punktwert höher, für angenehme und beliebte Tätigkeiten niedriger. Die Gemeinde verwendet in der Landwirtschaft und in den Kleinbetrieben die neuesten Techniken, damit im Interesse der Mitglieder möglichst effizient gearbeitet wird. Es gibt verschiedene Freizeitangebote, um sich sportlich, handwerklich, wissenschaftlich oder künstlerisch zu betätigen.

Ein Team von Planerinnen und Planern bildet die Regierung des Gemeinwesens. Die Regierung ist für den Zustand der Gemeinde und die dort herrschenden Regeln verantwortlich und beaufsichtigt die Arbeit des Managements. Dabei handelt es sich um Fachleute, die für bestimmte Bereiche wie Ernährung, Gesundheitswesen, Wirtschaft, Kinderbetreuung, Bildung und Freizeitgestaltung verantwortlich sind. Die Funktion als Planer kann nur zeitlich begrenzt ausgeübt werden. Demokratische Wahlen sind in Walden Two nicht vorgesehen.

Lektionen der Selbstbeherrschung

Besonders interessant ist das System der Kinderbetreuung und -erziehung: Säuglinge leben in optimal klimatisierten Boxen mit Fenstern, sofern nicht die Eltern oder andere Erwachsene mit ihnen spielen. Während anfangs jede Frustration der Kleinkinder sorgfältig vermieden wird, lernen die älteren Kinder Selbstkontrolle, indem sie gut dosiert mit allmählich schwieriger werdenden frustrierenden Situationen konfrontiert werden. Gründer Frazier schildert das folgende Beispiel:

„Eine Gruppe von Kindern kommt nach einer längeren Wanderung müde und hungrig zurück. Die Kinder freuen sich auf das Abendessen; stattdessen erwartet sie eine Lektion in Selbstbeherrschung: Sie müssen fünf Minuten lang vor dampfenden Suppenschüsseln stehen. Diese Aufgabe wird von den Kindern in ähnlicher Weise hingenommen wie beispielsweise eine schwierige Rechenaufgabe. Jedes Murren oder Sichbeschweren wäre eine falsche Reaktion. Stattdessen beginnen die Kinder sofort, dem Unbehagen während der Verzögerung entgegenzuarbeiten. Eines von ihnen macht vielleicht einen Witz darüber. Wir fördern den Sinn für Humor als ein gutes Mittel, unangenehme Dinge nicht tragisch zu nehmen. […] Ein anderes Kind beginnt vielleicht, ein Lied mit vielen Strophen zu singen. Die anderen singen mit, weil sie gelernt haben, dass dadurch die Zeit schneller vergeht.“

Nach und nach wird in der Erziehung die Kontrolle der materiellen und sozialen Umwelt gelockert, „genauer gesagt: Die Kontrolle wurde von den Autoritätspersonen auf das Kind selbst und die anderen Mitglieder seiner Gruppe übertragen“, so Frazier. Das Schulsystem der Gemeinde verzichtet auf Klassenstufen oder Noten. Die Kinder werden angeleitet und unterstützt, das zu lernen, was sie interessiert und was für die Gemeinschaft nützlich ist.

Damit die Kinder und Jugendlichen sich nicht vom Glanz der Großstädte, den Filmpalästen, Kirchen, Museen und Luxusvillen blenden lassen, bekommen sie auch die andere Seite der Medaille gezeigt: die Obdachlosenheime, Kneipen und Gefängnisse. Sie lernen, dass der Luxus nur ganz wenigen zur Verfügung steht, und zwar auf Kosten von Armut, Elend und Leid für viele andere.

Kein Zwang und keine Revolte

Das Verhalten der Mitglieder wird durch den Waldenkodex geregelt, dem sich alle bei Eintritt in die Gemeinschaft verpflichten. Wer Argumente gegen eine Regel oder Änderungsvorschläge hat, kann sich an die Managerinnen oder die Planer wenden. Eine Diskussion über den Kodex mit anderen Mitgliedern wird jedoch durch eine andere Regel untersagt.

In einer Diskussion über Freiheit und Verhaltenssteuerung betont Walden Two-Gründer Frazier, mithilfe der positiven Verstärkung könne sein Gesellschaftsentwurf planmäßig und erfolgreich verwirklicht werden:

„Wir können eine Art Aufsicht ausüben, unter der sich die Beaufsichtigten frei fühlen, obwohl sie einem Kodex gehorchen, der viel genauer ist, als es jemals in dem alten System der Fall war. Trotzdem fühlen sie sich frei. Sie tun, was sie tun möchten – nicht, wozu sie gezwungen werden. Das ist die Quelle der ungeheuren Kraft der positiven Verstärkung – es gibt keinen Zwang und keine Revolte.“

In einigen Gesprächen zwischen Ich-Erzähler Burris und Frazier wird der Wunsch nach Lenkung und Kontrolle anderer Menschen unverblümt ausgesprochen. So schildert Frazier begeistert, welche Aufgaben Psychologieprofessor Burris in Walden Two übernehmen könnte, nämlich die Planung von Persönlichkeitsstrukturen und die Steuerung der Motivation, um Menschen tüchtig, schöpferisch und erfolgreich zu machen.

Nach einigem Hin- und Herschwanken entschließt sich Burris, nicht weiter an der Universität zu arbeiten, sondern nach Walden Two zurückzukehren, das nach seiner Überzeugung im Vergleich zu der amerikanischen Konkurrenzgesellschaft den besseren Lebensentwurf zu bieten hat.

Regeln des Waldenkodex

Skinner nennt grundlegende Prinzipien, die in Walden Two proklamiert werden:

1. Es gibt keine Lebensweise, der man nicht entrinnen könnte. Untersuchen Sie Ihre eigene genau!

2. Wenn sie Ihnen nicht gefällt, dann ändern Sie sie!

3. Versuchen Sie aber nicht, diese Änderung durch politische Tätigkeit zu bewirken, denn selbst wenn es Ihnen gelingt, mehr Macht zu erlangen, werden Sie sicher nicht klüger damit umgehen können als Ihre Vorgänger!

4. Legen Sie nur Wert darauf, Ihre Probleme auf Ihre ­eigene Art zu lösen!

5. Vereinfachen Sie Ihre Bedürfnisse! Lernen Sie, wie man mit weniger Eigentum glücklich leben kann!

Fünf weitere Prinzipien beschäftigen sich mit dem Zusammenleben von Menschen:

6. Arbeiten Sie an einer Lebensform, die es den Menschen ermöglicht, ohne Streit miteinander zu leben, in einer Atmosphäre, die durch Vertrauen und nicht durch Verdacht, durch Liebe eher als durch Eifersucht, durch ein Miteinander und nicht durch ein Gegeneinander bestimmt wird!

7. Festigen Sie diese Welt mithilfe sanfter, aber eindringlicher ethischer Sanktionen, nicht durch politische oder militärische Gewalt!

8. Übertragen Sie diese neue Lebensform durch vorbildliche Kinderfürsorge und durchgreifende erzieherische Methoden wirksam auf andere Menschen!

9. Reduzieren Sie Arbeit aus Zwang auf ein Minimum, indem Sie Bedingungen schaffen, unter denen es Menschen Freude macht zu arbeiten!

10. Es gibt keine Formen, die unwandelbar sind. Veränderungen können wiederum verändert werden. Akzeptieren Sie keine ewige Wahrheit, experimentieren Sie!

Skinner richtet an seine Leserinnen und Leser somit den Appell, ihre Lebensform zu verändern, falls sie ihnen unbefriedigend erscheint. Er spricht sie als Personen an, die dazu in der Lage sind, eigenständige Entscheidungen über ihr künftiges Leben zu treffen, während er ansonsten betont, dass Umweltbedingungen das Verhalten determinieren.

Weder Gewalt, noch Konkurrenzkampf

Skinners Roman wurde nach seinem Erscheinen kontrovers besprochen. Einige Kritiker bezeichneten das Werk als höchst interessanten Diskurs über die Möglichkeiten der sozialen Organisation. Andere lehnten Skinners Vision heftig ab: In Walden Two sei die Möglichkeit, persönliche Entscheidungen zu treffen, ausgeschaltet worden, und nur eine Elite habe das Recht, die Regeln des Zusammenlebens zu bestimmen. Skinners Äußerungen zur Kontrolle des menschlichen Verhaltens, zum Beispiel in seinem Buch Jenseits von Freiheit und Würde, wurden ähnlich kontrovers diskutiert.

Skinner erwähnt 1969, dass er einige Aspekte des Gemeinschaftslebens inzwischen anders darstellen würde: „Die Erziehungsmethoden würden andere sein. Es gäbe programmiertes Lehrmaterial, das die Lernbereitschaft der Schüler und Studenten kontinuierlich anregt. Die Anreize für produktive Arbeit wären sehr viel ausführlicher behandelt worden. […] Ich würde abweichende Verhaltensweisen stärker berücksichtigen und auch die Möglichkeit einbeziehen, dass einige Mitglieder der Gemeinde ein ‚Problem‘ sein können und einer besonderen Behandlung bedürfen.“

Wie diese „besondere Behandlung“ aussehen würde, ob und wie in solchen Fällen auch der Entzug positiver Verstärker oder Bestrafung eingesetzt werden sollten, erläutert Skinner allerdings nicht.

Trotz dieser Selbstkritik betrachtete Skinner Walden Two auch später als ein Modell für eine zukünftige Gesellschaftsordnung, in der es keine Gewalt, keinen Konkurrenzkampf, keine Armut, aber auch keinen übertriebenen Luxus gibt. In den 1960er und 1970er Jahren gründeten sich einige Kommunen in den USA und anderswo, die sich an seinen Vorstellungen orientierten. Die Erfahrungen, die dort gemacht wurden, zeigten, welche Faktoren Skinner falsch eingeschätzt oder nicht berücksichtigt hatte.

Vom Buch in die reale Welt

In der Kommune Lake Village führte ein Konflikt nach kurzer Zeit zum Scheitern des Experiments. Ein Mitglied der Kommune hatte ohne Absprache ein Schneemobil angeschafft, da es das Fahren als besonders wirksame positive Verstärkung erlebte. Andere Mitglieder betrachteten das Gefährt dagegen als unnützes, umweltverschmutzendes Spielzeug. Bei den Diskussionen der Kommunarden zeigte sich, dass es keine objektiven wissenschaftlichen Kriterien gab, um diesen Interessenkonflikt zu lösen. Mehrere der Gemeinschaften, die nach dem Vorbild von Walden Two lebten, lösten sich innerhalb kurzer Zeit nach Machtkämpfen wieder auf.

Twin Oaks besteht dagegen auch heute noch. Die Kommune gründete sich 1967 im ländlichen Virginia. Kat Kinkade, eines der Gründungsmitglieder, berichtete im Jahr 1999 in einem Artikel von ihrer großen Begeisterung für Skinners Roman und ihrem Wunsch, in einer solchen Gemeinschaft zu leben. Bei der erneuten Lektüre von ­Walden Two habe sie aber immer deutlicher erkannt, wo Skinner sich geirrt habe:

„Viele Mütter waren nicht bereit, ihre Kinder in einem Kinderhaus der Kommune aufwachsen zu lassen. Die Mitglieder der Gemeinschaft waren nicht damit einverstanden, dass eine kleine Gruppe von Planern ohne ihre Mitsprache wichtige Entscheidungen trifft.“ Der entscheidende Fehler sei aber Skinners Annahme gewesen, dass ein Vier-Stunden-Arbeitstag ausreiche, um ein gutes Leben für die Gemeinschaft zu ermöglichen. In Twin Oaks beträgt die Arbeitszeit, die gesunde Mitglieder ableisten müssen, 42 Stunden pro Woche! In der Gemeinde spielten behavioristische Prinzipien der Verhaltenssteuerung gegenwärtig keine bedeutsame Rolle mehr.

Eine harmonische Gemeinschaft

Die 1973 gegründete Comunidad Los Horcones lebt dagegen immer noch nach den Vorstellungen Skinners. Die Kommune wurde von sechs Lehrerinnen und Lehrern aufgebaut, die behinderte und autistische Kinder unterrichten und gemeinsam mit ihnen leben. Die Gemeinschaft orientiert sich an Prinzipien des Behaviorismus und möchte einen Lebensstil verwirklichen, der auf Kooperation, Gemeinsamkeit, der Ablehnung von Gewalt, Gleichheit und ökologischer Nachhaltigkeit beruht. Besucherinnen und Besucher dieser Kommune berichteten immer wieder beeindruckt von der freundlichen Atmosphäre und dem selbstsicheren und verantwortungsvollen Verhalten der Kinder. Aber auch hier arbeiten die Erwachsenen täglich neun Stunden – und nicht wie in Skinners Vision nur vier.

Im Roman Walden Two führt die positive Verstärkung erwünschter Verhaltensweisen zu einem harmonischen Gemeinschaftsleben. Bei Versuchen, Kommunen nach dem Vorbild des Romans zu gründen, zeigte sich dagegen, dass es oft unterschiedliche Auffassungen über Werte, Regeln oder die Verwendung der begrenzten Ressourcen der Gemeinschaft gab. Viele der Kommunarden wollten wie der Gründer Frazier sein, der bestimmt, welche Verhaltensweisen positiv verstärkt werden. Nur wenige waren bereit, die Rolle der zufriedenen Bürgerinnen zu übernehmen, die diese Regeln befolgen, ohne dagegen zu rebellieren.

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Quellen

Christof T. Eschenröder: Streifzüge durch die Geschichte der Verhaltenstherapie. Dgvt 2019

B.F. Skinner: Walden Two. Die Vision einer besseren Gesellschaftsform. FiFa 2002

B.F. Skinner: Jenseits von Freiheit und Würde. Rowohlt 2018 (3. Auflage)

Hilke Kuhlmann: „Jeder von uns wollte Frazier sein“: B.F. Skinners „Walden Two“ und die Erfahrungen der Kommune Lake Village. Verhaltenstherapie und psychosoziale Praxis, 37/4, 2005

Dieser Artikel befindet sich in der Ausgabe: Psychologie Heute 5/2025: Ziele loslassen