Zunächst das Erfreuliche: Viele Menschen sind mit ihrer Sexualität zufrieden, erleben sie lustvoll und haben eine positive Einstellung zu ihr und zum eigenen Körper: Sie spüren, was sie wünschen. Sie können diese Wünsche ihrem Partner oder ihrer Partnerin mitteilen, machen ihn oder sie aber nicht dafür verantwortlich, dass ihre Bedürfnisse exakt so erfüllt werden, wie sie sich das ausmalen. Ihnen ist das Wechselspiel von Aktivität und Passivität vertraut, das eine befriedigende Sexualität ausmacht.
So weit…
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das Wechselspiel von Aktivität und Passivität vertraut, das eine befriedigende Sexualität ausmacht.
So weit das Ideal, das natürlich in keiner Beziehung ständig und vollständig erfüllt wird. Defizite gibt es überall, und nicht immer sind sie leicht verschmerzbar. Mehr als 30 Prozent der Bevölkerung leiden unter sexuellen Problemen, häufig mit starker Beeinträchtigung der Lebensqualität.
Bei Männern dominieren die Erektionsstörungen und die frühzeitige Ejakulation, bei Frauen das verminderte sexuelle Verlangen sowie Schmerzen beim Sex und Probleme mit dem Orgasmus. Manchmal schaukelt sich eine eigentlich nur vorübergehende Indisposition über die Zeit auf. So vermag eine Lustlosigkeit oder ein starker Schmerz das sexuelle Problem erstmalig verursachen; Vermeidung und sorgenvolle Gedanken können es in der Folgezeit verstärken und aufrechterhalten.
In diesem Verständnis sind die aufrechterhaltenden Bedingungen der sexuellen Problematik der eigentliche Unterbau der Probleme, ihre Veränderung kann der sexuellen Störung ihre Existenzgrundlage entziehen. Probleme mit dem Sex gibt es auf unterschiedlichen Ebenen. Ich unterscheide hier zehn solcher Gründe, die sexuelle Schwierigkeiten aufrechterhalten. Meist wirken mehrere dieser Gründe zusammen. Bei ihnen gilt es anzusetzen.
1. Organische Ursachen
Die Ursachen: Bereiten Erektion, Orgasmus, Vulvafeuchtigkeit, Schmerzen oder fehlende Lust Probleme beim Sex, können organmedizinische Gründe das Problem (mit-)bedingen. Die Liste reicht von Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hormonellen Störungen, Rückenmarkverletzungen, postoperativen Folgen im Genitalbereich, Problemen mit der Prostata, Vernarbungen nach Geburten, Nebenwirkungen von Medikamenten wie etwa Psychopharmaka bis hin zu neurologischen oder psychischen Erkrankungen, insbesondere Depressionen. Tatsächlich können sexuelle Funktionsstörungen ein wichtiger Hinweis auf eine organische Erkrankung sein, die man abklären sollte.
Die Lösungen: Die Medizinindustrie hat – leider fast ausschließlich für Männer – medizinische Hilfsmittel geschaffen, die insbesondere die Erektion fördern oder ersetzen. Dazu gehören Medikamente wie Viagra, Cialis und Levitra, Schwellkörperinjektionen, künstliche Schwellkörper, ein Schwellkörperersatz, aber auch chirurgische Eingriffe. Ist medizinische Abhilfe nicht möglich, empfiehlt es sich, die sexuellen Präferenzen und das Sexualverhalten so zu verändern, dass trotz Einschränkungen Lebensqualität möglich ist. Es muss bekanntlich nicht immer Koitus sein, und es hat sich herumgesprochen, dass sich unter anderem auch die Hände oder der Mund zur sexuellen Stimulierung nutzen lassen.
2. Vermeidungsverhalten aufgrund von Befürchtungen
Die Ursachen: Das häufigste Problemverhalten ist das Vermeidungsverhalten. Will heißen: Weil Unangenehmes erlebt wurde oder befürchtet wird, wird der Sex gemieden oder frühzeitig beendet. So wird versucht, etwa Schmerzen oder Erektionsstörungen aus dem Weg zu gehen. Oder es wird ein als langweilig oder frustrierend empfundener Koitus vermieden, zum Beispiel wenn die Missionarsstellung einer Frau wenig Lust und schon gar keinen Orgasmus ermöglicht. Auch ein Zuviel an Sex, zum Beispiel beim Internetsex, kann zum Störenfried werden.
Die Lösungen: Problemverhalten lässt sich am besten ersetzen, indem neue und positive Erfahrungen erprobt werden, „Erfolgserlebnisse“, die sich allmählich zum sexuellen Repertoire hinzufügen lassen. Ansatzpunkt ist hier weniger der Koitus selbst, als vor allem das Annäherungsverhalten, das sexuelle Erregung ermöglicht und damit Angst, Scham und belastende Einstellungen verändern hilft.
Im sexualtherapeutischen Vorgehen helfen Selbsterfahrungsübungen, zunächst den eigenen Körper wahrzunehmen, zu erleben und zu erkunden. Diese Übungen beginnen zum Beispiel damit, sich teilbekleidet im Spiegel oder die Genitalien mit dem Handspiegel zu betrachten. Die Aufgaben werden schrittweise gesteigert und setzen sich mit Streicheln der Genitalien und dann einer stärkeren Stimulierung von Penis oder Vulva fort, immer unter innerer Beobachtung der damit verbundenen Gefühle. Sie werden schließlich in Paarübungen überführt.
3. Gedankliche Blockaden
Die Ursachen: Oft behindern konkrete Gedanken vor, während und nach dem Sex die Erregung. Viele dieser ablenkenden Befürchtungen beginnen mit einem „Hoffentlich…“ oder Ähnlichem: „Hoffentlich bleibt er groß!“ „Hoffentlich tut es nicht wieder weh.“ „Dass er bloß nicht wieder so lange rammelt!“ „Sie erwartet bestimmt, dass ich nicht so früh komme!“ „Hoffentlich werde ich nass genug!“ Solche Gedanken lenken ab und behindern das Einlassen auf den Sex.
Die Lösungen: Es ist hilfreich, den Ursprung der Gedankenkette in Erfahrung zu bringen: Welches ist der erste Gedanke, was hat die Besorgnis oder andere hinderliche Gefühle ausgelöst? Gedanken können einen realen Hintergrund haben, zum Beispiel dass Schmerzen bei Berührungen der Vulva auftreten werden, der Penis schlaff wird, der Samenerguss zu früh kommt. Erleichternd ist, sich zunächst einmal die Erlaubnis für das Problem zu geben – eine gute Voraussetzung, um es dann Schritt für Schritt zu lösen. Manchmal haben die Gedanken aber gar keinen realen Hintergrund. Wünscht sich der Partner tatsächlich, dass sie immer Lust empfindet und einen vulkanartigen Orgasmus hat? Bewusst lösungsorientierte Gedanken können dann hilfreich sein, etwa: „Ich sorge für mich selbst, und das überlässt er mir auch!“ „Ich erlaube mir, auch mal keine Lust zu haben.“
4. Hemmende Glaubenssätze
Die Ursachen: Normen, Werte, Überzeugungen, Vorstellungen und grundlegende Annahmen sind bedeutsame Störenfriede eines positiven sexuellen Erlebens. Sie beginnen häufig mit: „Ich muss … (eine gute Liebhaberin sein).“ „Ich darf nicht … (Schmerzen haben).“ „Ich soll (nicht) … (zu früh kommen).“ Oder sie beziehen sich darauf, wie andere es vermeintlich machen. Ein solcher Mythos kann etwa die Vorstellung sein, beim Sex nicht zu viele Gefühle zeigen zu dürfen oder dass jede Berührung zum Sex führt, dass Sex gleich Geschlechtsverkehr ist, dass Sex stets spontan sein muss oder dass Männer geben und Frauen nehmen. Viele Menschen verbringen viel Zeit mit negativen Selbstaussagen und negativen Bildern. Ein mangelndes Selbstwertgefühl kann die Eintrittskarte für negative Selbstaussagen sein.
Die Lösungen: Den Störenfrieden des Müssens, Sollens, Nichtdürfens können wir mit Alternativen begegnen, die durchaus noch die „alten Botschaften“ enthalten, in denen das äußere und innere Geschehen aber der Selbstkontrolle unterstellt sind: „Ich erlaube mir, zu früh zu kommen.“ „Ich entscheide mich, keine Lust zu haben.“ Dieser Schritt entlastet und entdramatisiert die Situation. Dadurch können sich neue sexuelle Gedanken und Bilder ganz von selbst entwickeln, die eigene Vorzüge statt vermeintlicher Defizite in den Blickpunkt rücken.
Sexuelle Mythen können entzaubert werden und schnell an Bedeutung verlieren, wenn wir sie näher betrachten. Hier ein paar Beispiele:
Auf die Größe des Penis kommt es an. – Nein. Laut Umfragen unter Frauen und Männern dominieren die sexuellen Praktiken und der Geruch.
Kopfschmerzen und Sex vertragen sich nicht. – Im Gegenteil: Sex kann Schmerzen dank Ablenkung und Ausschüttung des Lusthormons sogar lindern.
Der beste Orgasmus ist der gleichzeitige Orgasmus. – Kann manchmal sein. Meist hält jedoch statt Genuss der Leistungsdruck Einzug, wenn die beiden ihr Vergnügen und Empfinden regelrecht synchronisieren müssen.
Der Durchschnittssex findet zwei- bis dreimal pro Woche statt. – Nein. Es gibt nur wenige Sexthemen, bei denen so geflunkert wird wie bei der Häufigkeit. Sex ist gut, wenn er gut ist – nicht, wenn er oft ist.
Kein Mythos hingegen ist die sexuelle Selbstbestimmung. Warum fällt es uns so schwer, nein zu sagen? Es ist wichtig, die eigenen Grenzen (vor allem beim Sex) zu kennen und zu verteidigen.
5. Unangenehme Gefühle vor, während oder nach dem Sex
Die Ursachen: Belastende Gefühle, die vor, während oder nach der sexuellen Aktivität erlebt werden, sind eine Lustbremse. Dazu zählen Scham- und Schuldgefühle, Erwartungs- und Versagensängste, Ekel, Traurigkeit, Ärger, Aversion oder Hilflosigkeit. Die häufigsten sind Ängste vor „Misserfolg“, also sich zu blamieren, nicht zu genügen. Eng an den Sex gekoppelte Schuldgefühle können daraus resultieren, bestimmte Fantasien zu haben oder bestimmte sexuelle Praktiken zu wünschen, die schambesetzt sind.
Die Lösungen: Das abstrakte Ziel besteht darin, problematische Gefühle zu reduzieren und gewünschte Gefühle aufzubauen und zu stärken. Konkret bedeutet dies zunächst, sich den eigenen Gefühlen zu stellen, sie wahrzunehmen, sich ihrer Wirkung bewusst zu sein, mit den Gefühlen in einen Austausch zu treten, sich den Blockierungen zu stellen und die Hintergründe zu erforschen. Und wie stärkt man hilfreiche Emotionen? Gefühle lassen sich nicht direkt beeinflussen. Doch wir können etwa bei unserem Verhalten oder am Körper ansetzen, um indirekt auf sie einzuwirken. Ein Beispiel:
Ein Mann hatte als kleines Kind den Ekel der Mutter vor seinen Ausscheidungen stellvertretend gelernt. Im Kontakt mit seiner Partnerin waren für ihn Küsse auf den Mund und mit der Zunge sowie Kontakt mit seinem Sperma und ihrer Vulvafeuchtigkeit absolut tabu. Mithilfe von Übungen lernt er während der Therapie, sich dem Gemiedenen schrittweise zu nähern und seinen Ekel vor Körperflüssigkeiten allmählich zu überwinden.
Letztlich ist das Ziel, Lust, Freude, Intimität, Erregung und andere positive gefühlvolle Reaktionen in sexuellen Situationen zu erleben und mit Auslösern für sexuelle Erregung verbinden zu können. Es ist gut, die Erregbarkeit als eigenständiges Gefühl stärker in den Blick zu nehmen und sie nicht nur mit einem Feuchtwerden der Vulva oder dem Erigieren des Penis gleichzusetzen.
6. Körpererleben beim Sex
Die Ursachen: Ein negatives Bild vom eigenen Körper oder auch den Genitalien kann das sexuelle Erleben sehr behindern. Bei Problemen wie Vaginismus oder einer gestörten Erektion ist weniger die gestörte sexuelle Funktion selbst, wohl aber deren Bewertung maßgeblich: „Warum tut mein Körper mir das an?“
Die Lösungen: Mit Berührungen, Massagen, Streichel- und Erregungsübungen nimmt das schon lange in der Sexualtherapie praktizierte Verfahren sensate focus den Körper oder einzelne Körperteile in den Blick – bezogen auf die sexuelle Problematik, aber auch ganz grundsätzlich: Es geht um eine Differenzierung von Körperempfindungen, um das Kennenlernen des eigenen Körpers, um den spielerischen Umgang mit ihm und um das Entkatastrophisieren von Körpereinstellungen. Zu den Übungen zählen etwa Fantasiereisen durch den Körper oder spezieller: die Fantasiereise in die Genitalien. Hier zwei Beispiele der Übung „Meine Vulva, mein Penis schreibt mir einen Brief“:
„Hallo Christof, ich weiß, du bist sauer auf mich, weil ich nicht mehr auf Knopfdruck reagiere. Ich bin nur froh, dass ich nicht aus Holz bin, sonst hättest du Kerben in mich geritzt für die vielen Frauen, mit denen du geschlafen hast. Mir hat das jedenfalls alles keinen Spaß gemacht. Dein Penis.“
„Liebe Clara, ich möchte auch mal benutzt werden. Wenn du dich immer nur mental befriedigst, habe ich ja nie eine Chance. Andererseits kann ich deine Angst vor einem erneuten Schmerz jedoch auch verstehen. Aber vielleicht finden wir ja einen Weg, das zu vermeiden. Deine Vagina.“
7. Drohendes psychisches Ungleichgewicht
Die Ursachen: Sexuelle Probleme können ungelöste Konflikte im Leben der betroffenen Person verdecken. Sie bieten dann eine (unbewusste) Rechtfertigung dafür, diese Konflikte nicht angehen zu müssen, sorgen aber dennoch für ein ungutes innerpsychisches Gleichgewicht. Hilfreiche Fragen: Was wäre, wenn das Problem plötzlich weggezaubert würde, morgen früh wäre es nicht mehr da? Welche auch unangenehmen Konsequenzen und Auswirkungen würde eine Problembewältigung nach sich ziehen? Oder auch anders ausgedrückt: Welche persönlichen Konflikte werden durch das sexuelle Problem zugedeckt?
Die Lösungen: In der Regel lassen sich tiefsitzende Konflikte oder eine Sinnhaftigkeit des sexuellen Problems im Verlauf des Veränderungsprozesses ausfindig machen, insbesondere wenn der Weg der Symptombewältigung stockt. In der Regel bedarf es zur weiteren Konfliktbewältigung fachlicher Unterstützung.
8. Partnerschaftliche Probleme
Die Ursachen: Auch hier kann bisweilen die Frage gestellt werden, welche anderen partnerschaftlichen Probleme durch das sexuelle Problem verdeckt werden. In diesem Fall empfiehlt sich eine Paarberatung oder Paartherapie. Oft aber ist das Problem nicht solch grundsätzlicher Art, sondern beruht zum Beispiel auf einer unzureichenden Kommunikation über sexuelle Wünsche, Aversionen und mehr.
Die Lösungen: Die therapeutischen Interventionen erfolgen mit dem Paar, also mit beiden, auch wenn die „Symptome“ nur den einen oder die eine betreffen. Durch Übungen sammeln beide neue körperliche und sexuelle Erfahrungen. Die Übungen erfolgen teils nach bestimmten Regeln, können aber auch selbst ausgestaltet werden. Grundsätzlich gilt das Prinzip Selbstverantwortung: Jeder Partner und jede Partnerin ist für die eigene Sexualität verantwortlich, dafür, was gewünscht wird und wie für das eigene Wohlbefinden gesorgt werden kann.
Aus diesem Prinzip leiten sich die „Egoismusregel“ und die „Vetoregel“ ab. Egoismusregel bedeutet eine stärkere Übernahme von Eigenverantwortung. Egoismus könnte heißen, sich konsequent um das eigene Wohlbefinden zu kümmern, wobei selbstverständlich die Rücksichtnahme auf das Befinden des Partners oder der Partnerin nicht ganz aufzugeben ist. Die Vetoregel soll beiden ermöglichen, ein deutliches, insbesondere verbales Zeichen, also ein Veto zu setzen, wenn etwas unerwünscht oder unangenehm ist. Ein Veto ist vom Gegenüber unbedingt zu respektieren, und diese Verpflichtung sollte vorher abgestimmt werden.
9. Belastende Lebensbedingungen
Die Ursachen: Auch vom Sex unabhängige Lebensbedingungen wie etwa Stress, Arbeitslosigkeit oder Arbeitsprobleme, eine zu kleine Wohnung, Einsamkeit, Schulden, die Pflege von kranken Eltern oder Kindern, wenig freie Energie durch Mehrfachbelastungen oder andere Sorgen können das sexuelle Erleben belasten.
Die Lösungen: Diese übergreifenden Sorgen verschwinden natürlich nicht, indem man bei der Sexualität allein ansetzt. Was in meiner Lebenswelt kann ich, gegebenenfalls mit Unterstützung verändern? Und wo das nicht möglich ist: Wie kann ich lernen, damit zu leben?
10. Erlerntes aus Kindheit und Jugend
Die Ursachen: Vielleicht ist das heutige sexuelle Problem ein Relikt oder ein Überbleibsel aus der Kindheit, der Jugend oder des bisherigen Erwachsenenlebens. Das, was heute belastend ist, hatte früher vielleicht eine schützende oder andere Funktion und wurde verinnerlicht. Aufgrund veränderter Lebensbedingungen ist es heute nicht mehr von Bedeutung, wird „nicht mehr gebraucht“, ist dysfunktional geworden.
Ein Beispiel: Eine Frau leidet seit Jahren an einem Vaginismus, der sie hindert, sexuell aktiv zu werden, obwohl sie in ihrer heutigen Ehe das Bedürfnis danach verspürt. Die Anamnese zeigt, dass sie in ihrer früheren Ehe geschlagen, gekränkt und zum Sex gezwungen wurde. Sie entwickelte nach einer schmerzhaften Unterleibsinfektion einen Vaginismus, ein krampfähnliches, zum Teil schmerzhaftes Zusammenziehen der Vaginamuskulatur, das auch nach oder trotz Abheilung der Infektion bestehenblieb. Ihr damaliger Mann hatte daraufhin kein Interesse mehr am Sex mit ihr. Sie schaffte es, sich von ihm zu trennen. Obwohl ihr heutiger Ehemann sehr rücksichtvoll und zärtlich ist, blieb die Störung als Relikt der früheren gewaltvollen Beziehung bestehen.
Die Lösungen: Allein das Aufdecken solcher Relikte, das Wissen um die Mechanismen kann für den Weg der Bewältigung motivieren. Als Intervention kann dabei eine reflektierende imaginative Reise in die Lebensgeschichte hilfreich sein, um herauszufinden, an welcher Stelle der Biografie das heutige sexuelle Problem von Bedeutung war. Dieses Wissen motiviert für den Weg der Veränderung.
Dr. Steffen Fliegel hat mehr als 40 Jahre wissenschaftlich und psychotherapeutisch sowie in der therapeutischen Aus- und Fortbildung gearbeitet. Sein Standbein ist die Verhaltenstherapie, stets ließ er sich jedoch von schulenübergreifenden Konzepten inspirieren. Sein jüngstes Buch Unsere Sexualitäten enthält Fachliches, aber auch sehr viele Übungen aus der Sexualtherapie.
Quelle
Steffen Fliegel: Unsere Sexualitäten. Teil 1: Basics, Probleme, Lösungen; Teil 2: Sexualtherapeutische Schätze. Dgvt, Tübingen 2022; dgvt-verlag.de/lehr-und-sachbuch.html